Naturschutzgebiet Plagefenn: „Hier soll der Wald sein Leben leben“

Direkt neben Brodowin erstreckt sich das Naturschutzgebiet Plagefenn, eines der Moore im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin.

Lage des NSG Plagefenn auf der Karte
Quelle: Googlemaps

Das Plagefenn ist ein Moorgebiet um den Großen und Kleinen Plagesee südwestlich des Ökodorfs Brodowin im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin.
Unser erster Ausflug ins Plagefenn fand ein jähes Ende, weil die Mückenplage [sic!] dort so arg war, dass die Hunde und ich schleunigst Reißaus nahmen. Beim nächsten Mal waren wir gewappnet: Ich hatte mich mit einer dicken Schicht Antimücken-Milch (Naturpräparat aus ätherischen Ölen) eingecremt und das Fell der Doggies ebenfalls mit einer Mixtur aus ätherischen Ölen besprüht (nicht ganz so dolle, denn Hunde sind ja ziemlich empfindlich, was Düfte anlangt). Kaum zu glauben, aber diese Maßnahmen bescherten uns einige (fast) mückenlose Stunden im Plagefenn – ich wurde gänzlich gemieden, nur die Hunde hatten ein wenig zu tun, sich die Quälgeister vom Leib zu halten (zur Gegenwehr rieben sie entweder ihren Kopf im bodenbedeckenden Laub oder wälzten sich überhaupt als Ganzes).

„Das Plagefenn war 1907 das erste Naturschutzgebiet Preußens und das erste Gebiet im heutigen Deutschland, das eigens zur Entwicklung von Wildnis geschützt wurde. Hier entfaltet sich die Natur frei vom Menschen möglichst unbeeinflusst – seit über 110 Jahren! Angeregt hat die Unterschutzstellung damals der Leiter der Lehroberförsterei Chorin, Max Kienitz. Er schrieb: ‚Hier soll der Wald sein Leben leben.‘ Es heißt, dass Max Kienitz bei der Jagd auf einen 14-Ender von dem prächtigen Tier und von der Stimmung, den Geräuschen und den Farben der Natur so tief beeindruckt war, dass er nicht nur den starken Rothirsch verschonte, sondern zudem anregte, die Natur in diesem Gebiet zu bewahren.“ (Wandern rund um Brodowin 2019, 105).

Plagefenn-Tour: Infostein am Fennweg, Juli 2021

„Der Name des Gebietes ist mit Sicherheit auf die im Jahre 1258 erwähnte Siedlung Plawe zurückzuführen. Plawe wird mundartlich auch in Plaue oder Plage umgewandelt. Plaw bedeutet auf altpolabisch sumpfiges Gelände oder Moor.
Eine weitere Erwähnung von 1459 ‚Plauel deserta‘ deutet die Aufgabe der Siedlung oder deren Zerstörung an. Der Standort des damaligen Dorfes ist bis heute nur zu vermuten. Einige Plätze im NSG lassen eine ehemalige menschliche Ansiedlung vermuten“ (Henne 2007, 22).

Plagefenn: Speedy & Chekotee im Tümpel, Juli 2021

„Das Naturschutzgebiet Plagefenn besteht aus unterschiedlichen Zonen: Die Kernzone ist tatsächlich unbewirtschaftet und wild. In der Schutzzone 2 (Pflegezone) wird der Wald nachhaltig bewirtschaftet. Dabei achtet der Förster besonders darauf, auch hier einen möglichst naturnahen Wald mit Totholz und Höhlenbäumen zu erhalten. Das ist wichtig, weil die Kernzone allein für viele Tierarten zu klein ist. Auch die umgebenden Wirtschaftswälder müssen daher Lebensräume bieten. Der Unterschied zwischen ungenutzter Kernzone und naturnahem Wirtschaftswald ist dennoch deutlich zu erkennen.
Als das Schutzgebiet 1907 eingerichtet wurde, umfasste es 177 ha, also knapp zwei Quadratkilometer. Mit der Ausweisung des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin wurde das Naturschutzgebiet auf 10,5 km2 erweitert. Die Fläche versechsfachte sich. Von diesen 1.055 ha sind 280 ha unbewirtschaftete Kernzone.
Die Kernzone besteht aus zwei Seen, dem Großen und Kleinen Plagesee, sowie aus angrenzenden Mooren, Erlenbruchwäldern und Buchenwald. Einige 1907 noch relativ junge Nadelholz-Aufforstungen entwickeln sich nun allmählich zu Buchen- und Laubmischwäldern. Die Kiefern, Fichten und Lärchen sterben nach und nach ab und werden zu Totholz, während die Laubbäume das Regiment übernehmen.
Nur in den Torfmoosmooren kommen Kiefern auch natürlicherweise vor. Hier werden sie jedoch nie alt und groß, weil ihre Wurzeln im Moor keinen ausreichenden Halt finden. Sie kippen allmählich um und werden im Moorkörper konserviert.
Der Begriff ‚Fenn‘ bezeichnet übrigens im niederdeutschen Raum eine morastig-sumpfige Niederung oder ein Moor. In Brandenburg wurden meistens eher nährstoffarme Moore mit Torfmoosen mit diesem Begriff belegt“ (Wandern rund um Brodowin 2019, 106).

Plagefenn: I = Kernzone, II = Schutzzone
Quelle: Richert 2007, 78

Die Plagefenn-Tour ist – wenn man von den Mücken absieht;-) – ein mehrstündiger wunderschöner Wanderweg rund um den Großen und Kleinen Plagesee, wo es viel zu entdecken gibt. Einzelne Stationen sind durch besondere Findlinge, an denen metallene Infotafeln angebracht wurden, markiert.

Naturschutzgebiet Plagefenn
Plagefenn-Tour, Juli 2021

Der mit dem Kranichsymbol beschilderte Rundwanderweg ist in der Broschüre „Wandern rund um Brodowin“, die 2019 vom Verein Ökodorf Brodowin e.V. herausgegeben wurde, auf den Seiten 98-129 (mit schönen Fotos illustriert) beschrieben und ebenso auf der Website des Ökodorf-Vereins.

Touren bei Brodowin – Karte
Quelle: Website Ökodorf Brodowin e.V.
Großer Plagesee (der blaue Pfeil zeigt, wo wir den Fennweg entlang gegangen sind)
Quelle: Mapsme

Wir starteten auf dem Waldweg von Brodowin Richtung Großer Plagesee und bogen bald in den Fennweg ein, wo uns an der Infostation nicht nur die Entstehungsgeschichte des Naturschutzgebiets Plagefenn kurz erläutert wurde, sondern auch ein tiefgehendes Zitat des Gründers Max Kienitz zu lesen war, welches das Anthropozän charakterisiert und heute nichts von seiner Gültigkeit verloren hat – im Gegenteil! „Wo aber finden wir in einem Kulturlande den Ort, wohin die Menschheit nicht gekommen ist? Nirgendwo! Überall, selbst in den entlegensten, unzugänglichsten Gebiet macht sich die menschliche Wirtschaft in irgendeiner Form geltend. Aus diesem Verlangen, sich in das Anschauen der unberührten Natur zu versenken …, ist der Gedanke entsprungen, Plätze zu schaffen, an denen der einsame Wanderer sich zurückversetzen kann in Urzeiten, und sich ein Bild ausmalen, wie es vordem aussah“ (Infotafel am Fennweg; ebenso zitiert in: 100 Jahre Naturschutzgebiet Plagefenn 2007, 17).

Plagefenn – Infostein mit Zitat von Max Kienitz, Juli 2021

Nicht nur die Ausläufer der Moorzonen, die viele Tümpel am Wegesrand entstehen ließen, sondern auch die hügeligen Formationen der eiszeitlichen Moränenlandschaft versetzen einen in die von Max Kienitz angesprochenen Urzeiten zurück.

„Auffallend ist heute, nach über 110 Jahren freier Entwicklung, das in großer Menge natürlich entstandene Totholz. Ob liegend oder stehend, mit oder ohne Rinde, besonnt oder schattig – Totholz steckt voller Leben!
Hier ist der Tisch reichhaltig gedeckt für die Holzbewohner unter den Pilzen, Käfern, Vögeln und vielen anderen Artengruppen“ (Wandern rund um Brodowin 2019, 105).

Plagefenn: Chekotee ruht inmitten von Totholz im kühlen Laub, Juli 2021

Unsere nächste Station war das Torfmoos-Moor, wo wir wiederum von einem Findlingsstein mit Infotafel begrüßt wurden:

Plagefenn: Station Torfmoos-Moor (Infotafel), Juli 2021

„Ein Torfmoos-Moor ist eine besondere Ausprägung eines Fenns – hier herrscht Wildnis! Torfmoospolster, Randlagg, Wollgras und Sumpfporst – die Worte zeigen schon, dass wir hier in eine andere, vielen Menschen unbekannte Welt hineinblicken.
Das Moor besteht aus einem wassergesättigten hellgrünen Torfmoospolster, das im Zentrum des Moores etliche Meter mächtig sein kann. Torfmoose sind wundersame Pflanzen: Sie bilden keine festen Kissen wie viele andere Moose, sondern wachsen lose und nicht durch Wurzeln verbunden nebeneinander her. Es sind Wesen, die fast unendlich lange wachsen können. Die Moospflänzchen wachsen immer weiter nach oben, während sie unten absterben. Auf diese Weise könnten Torfmoospflanzen mehrere Hundert oder gar Tausende Jahre alt werden!
Bis zum Himmel können sie aber nicht wachsen, da sie kein Stützgewebe ausbilden. Sie sacken in sich zusammen. Durch das Wasser von der Luft getrennt, entsteht Torf. Eine Faustregel besagt, dass ein Moor in 100 Jahren nur zehn Zentimeter nach oben wächst, das entspricht einem Meter in tausend Jahren. Je nach Niederschlag und Wasserstand hebt und senkt sich die Moorfläche, quillt auf und schrumpft wieder zusammen. Man sagt, das Moor oszilliert.
Auf dem Torfmoospolster wachsen besondere Pflanzen: Scheidiges Wollgras, Rauschbeere [auch Moor- oder Nebelbeere genannt (Vaccinium uliginosum), Strauch aus der Gattung der Heidelbeeren, Anm. M. Silber], Moosbeere, Polei-Gränke [Rosmarinheide (Andromea polifolia), Anm. M. Silber] und hier und da sogar Sonnentau. Die Moorfläche ist dicht bestanden mit einem immergrünen, niedrigen, sehr intensiv nach Rosmarin duftenden Strauch, der im Mai weiße Blütenkerzen bildet: der Sumpfporst (Ledum palustre). Auch Moorbirken und Kiefern wachsen auf dem Torfmoospolster. Wenn sie älter und schwerer werden, finden die Wurzeln keinen Halt mehr auf der Moorfläche. Die Bäume kippen allmählich um, bis ihr Stamm im Torfkörper eingeschlossen und konserviert wird.
Das Torfmoosmoor wird von einem sogenannten Randlagg umgeben. Es handelt sich um einen Saum, der besonders im Winter und Frühjahr Wasser führt, im Spätsommer und Herbst jedoch trockenfallen kann und dann eine schlammige Fläche bildet. Wegen des oben beschriebenen Oszillierens kann das Torfmooskissen nicht mit dem umgebenden Waldboden zusammenwachsen. Und so bleibt das Randlagg erhalten“ (Wandern rund um Brodowin 2019, 111-112).

Wollgras (Eriophorum sp.), Ziskenmoor/Schlaubetal, Mai 2020

Die obigen Fotos zur Moorbotanik stammen alle aus dem Schlaubetal, nicht vom Plagefenn. Denn auch wenn insbes. Chekotee, der Moormonitoring-Hund, sooooo gerne ins Moor wollte, blieben wir auf dem Waldweg (bzw. die Doggies durften natürlich am Rand schnüffeln und sich in den Tümpelchen erfrischen). Immerhin habe ich für die Region Schorfheide-Chorin (noch) keinen Naturschutz-Ausweis von der Unteren Naturschutzbehörde, also halte ich mich an die Regeln, die für alle Besucher*innen einer geschützten Region gelten.

Wir kehrten dann – trotz der bezaubernd wilden Urtümlichkeit dieser Waldmoorlandschaft – doch bald um, weil es an diesem Tag besonders heiß war und ich außerdem nicht riskieren wollte, dass unser Mückenschutz seine Wirkung verliert;-) Aber das nächste Mal machen wir den gesamten Rundweg …


LITERATURANGABEN
– Henne, E. (2007). Geschichte, Gegenwart und Zukunft. In: 100 Jahre Naturschutzgebiet Plagefenn, 22-28.
– Richert, Arnold (2007). Historische und aktuelle Untersuchungsergebnisse zur Schmetterlingsfauna des NSG Plagefenn (Lepidoptera). In: 100 Jahre Naturschutzgebiet Plagefenn, 77-88.
– Wandern rund um Brodowin, hg. v. Ökodorf Brodowin e.V. (2019).
– 100 Jahre Naturschutzgebiet Plagefenn (= Eberswalder Forstliche Schriftenreihe, Band XXXI), hg. v. MLUV & Landesforstanstalt Eberswalde (2007).

Trautzke-Seen und Moore – Teil 6: Trautzke-3

Dieses langgestreckte Feuchtgebiet trägt zwar keine offenen Wasserflächen mehr, dafür aber viele Merkmale eines (ehemaligen) Moors, also noch einen relativ großen Artenreichtum.

Trautzke-3
[Quelle: Maps.me]

Trautzke-3 ist eingebettet in eine längs verlaufende Senke, welche sich in drei Abschnitte teilt: der südliche Teil ist schon stark trocken gefallen, dort breitet sich über den Gräserhorsten vorwiegend Himbeergestrüpp aus, der nördliche Teil ist das eigentliche „Restmoor“ mit Schwingrasendecke und vielfältiger Flora.

Trautzke-3: Südteil, April 2021
Trautzke-3: Nordteil, April 2021

Und der dritte Teil?
Im Foto vom Nordteil erkennt Ihr eine Art kiefernbewachsenen „Wall“ – dieser „Hügelkamm“ trennt den dritten Teil von den beiden ineinander übergehenden Hauptteilen ab. Der separate dritte Bereich ist ebenso wie der Südteil ziemlich trocken gefallen und mit Blaubeer- und Himbeergestrüpp zugewachsen. Ihr könnt Euch dessen Lage dort vorstellen, wo in der Karte oben mein blauer Pfeil positioniert ist.
An der Ostseite führt ein Waldweg an Trautzke-3 vorbei, über den wir direkt zu Trautzke-4 kommen. Das Landschaftsbild entlang dieses Weges lässt vermuten, dass einst wohl die gesamte N-S-Strecke zwischen Trautzke-2 und Trautzke-4 Moorgebiet gewesen ist (auf der Maps.me-Karte müssten wir Trautzke-3 also nach oben und unten verlängern).
Das macht auch Sinn, denn im Vergleich mit der historischen Karte vom Kleinen und Großen Drauzen aus dem Neuzeller Atlas lässt sich ausmalen, dass der dritte, nördlichste Abschnitt von Trautzke-3 das südlichste Zipfelchen des Kleinen Drauzen sein könnte. Die in der Maps.me-Karte verzeichnete Wasserfläche für (wie von mir genannt) Trautzke-3 ist wohl gleichzusetzen mit dem schmalen länglichen Gewässer zwischen dem Kleinen und Großen Drauzen auf der Karte des Neuzeller Atlas. Dabei ist zu bedenken, dass der Große Drauzen früher eben noch seine tatsächliche Größe hatte.

Kleiner und Großer Drauzen im 18. Jahrhundert
[Quelle: Neuzeller Atlas]

Ein kleiner Ausflug in die Botanik

Der nördliche Schwingrasenteil von Trautzke-3 ist zwar bei Weitem kein intaktes Moor mehr, aber hier hat sich noch am ehesten moortypische (bzw. zumindest feuchtigkeitsliebende) Vegetation erhalten.

Carex – Gattung Segge

Trautzke-3: Seggenbult, Mai 2021

Seggen zählen zur Familie der Sauergräser (Cyperaceae), andere Gattungen der Sauergras-Familie, ebenfalls in Feuchtgebieten vorkommend, sind bspw. Simse (Scirpus) und Wollgras (Eriophorum).

Bei uns in Mitteleuropa gibt es über 100 Seggen-Arten, was die Gattung Carex zur größten innerhalb der Sauergräser macht (vgl. Lüder 2018, 169). Und das erleichtert die Bestimmung keinesfalls …
Hier tippe ich anhand der Blüten jedoch auf Carex cespitosa, Rasen-Segge, eine typische Moor-Segge (meine Blütenfotos stammen aus Trautzke-3, Mai 2021).


Mehr zu den Seggen erfahrt Ihr in meinem Blogpost Moorbotanik: Oj wej, eine Carex!

Juncus – Gattung Binse

Trautzke-3: Binsenbult, Mai 2021

Binsen sind die namensgebende Gattung in der Familie der Binsengewächse (Juncaceae) – eine andere Gattung ist die Hainsimse (Luzula). In Mitteleuropa gedeihen etwas 20 Binsen-Arten, hauptsächlich auf Feuchtwiesen, in Sümpfen und Mooren (vgl. Lüder 2018, 183).

In den Trautzke-Seen und Mooren finden wir die Flatter-Binse (Juncus effusus), eine der am häufigsten vorkommenden Binsen-Arten, wie auch die lateinische Bezeichnung „effusus“ (d.h. weit ausgedehnt, zerstreut, verschwenderisch, maßlos) suggeriert.

Juncus effusus (Flatter-Binse), November 2020

Mehr über Binsen und „Binsenweisheiten“ gibt´s in meinem Blogpost Moorbotanik: In die Binsen gegangen!

Gras – noch unbestimmt

Symphytum officinale – Gewöhnl. Beinwell

Eine uralte Heilpflanze, die im Sommer wunderschöne blauviolette Blüten hervorbringt. Gesammelt und (meist zu einer Salbe) verarbeitet wird vor allem im Herbst die Wurzel – anwendbar bei Prellungen, Stauchungen, Brüchen und schlecht heilenden Wunden. Aber auch zerstoßene Blätter sind als Gelenkspackungen hilfreich.
Das griechische Wort „symphyein“ bedeutet übrigens „zusammenwachsen lassen“ – wie so häufig prägt die Wirkung der Pflanze ihren Namen.
Symphytum officinale (Gewöhnlicher Beinwell) gehört zu den Raublattgewächsen (Boraginaceae) und wächst bevorzugt auf feuchten Standorten.

Stellaria media – Vogel-sternmiere

Trautzke-3: Stellaria media (Vogelmiere), Mai 2021

Am Rand des nördlichen Moorteils breitet sich Vogelmiere aus – die schmackhaften und vitaminreichen winzigen Frühlingspflänzchen halten durch ihren flächigen (und höchst üppigen) Wuchs den Boden feucht.

PotentillA palustris – Sumpf-Blutauge

Trautzke-3 ist übersät mit diesen außergewöhnlichen Schönheiten – schon von Anfang an vermutete ich, es handle sich um eine Potentilla-Art, aber ich war mir nicht sicher, welches Fingerkraut. Jedenfalls strahlen sie für mich einen ganz besonderen Zauber aus:-)
Erst als ich wenige Tage später erneut Trautzke-3 besuchte und den Zuwachs auf 5 und 7 Fiederblätter bemerkte, wusste ich es: das wird ein Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris)! Die Bezeichnung palustris kommt aus dem Lateinischen: palus = Sumpf, Pfuhl; paluster/palustris = sumpfig.
„Der wissenschaftliche Name Potentilla leitet sich von der Heilkraft einiger Arten ab (‚potentia‘ = ‚Kraft‘). So ist beispielsweise das Aufrechte Fingerkraut (Potentilla erecta) seit alters her vor allem wegen der magenschonenden Gerbstoffe ein geschätztes Heilkraut. Es wird auch Tormentill oder Blutwurz genannt“ (Lüder 2018, 361).
Zur Blütezeit im Juni/Juli werde ich Euch dann noch viel mehr über das magische Sumpf-Blutauge erzählen und auch über andere Potentilla-Arten, denn die Fingerkräuter gehören zu meinen Lieblingen:-)

Pflanzen – noch unbestimmt

Überall verteilt im Nordteil von Trautzke-3 wachsen einige Pflänzchen, die ich noch nicht bestimmen konnte – bin schon sehr gespannt, was da mal draus wird …

Moose

Neben den Gräsern gibt es noch eine ziemlich verzwickte Gruppe in der Botanik: die Moose! Aus dem Moormonitoring kenne ich natürlich bereits einige Torfmoose (Sphagnum sp.), aber grundsätzlich ist dieses Gebiet absolutes Neuland für mich. Außerdem stellte ich fest, dass ich bei Moosen mit meinen Lupen nicht sehr weit komme, also warte ich auf das Mikroskop, welches mir der BUND Brandenburg liebenswürdigerweise als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt:-)

In Trautzke-3 entdeckte ich wunderschöne Moose auf dem Wurzelteller eines umgestürzten Baumes, so zart und zerbrechlich wirkend, dabei unglaublich beständig: Frauenhaarmoos – entweder Goldenes Frauenhaarmoos (Polytrichum commune) oder Schönes bzw. Wald-Frauenhaarmoos (Polytrichum formosum).

Trautzke-3: Frauenhaarmoos, Mai 2021

Es werden noch viele Pflanzen folgen, gerade jetzt im Frühling ist es jedes Jahr wieder ein Wunder, wenn überall das frische, hell leuchtende Grün aufkommt und sich stetig ausbreitet:-)

Trautzke-3: Nordteil mit Frühlingsgrün, Mai 2021

Quellen:
Lüder, R. (2018). Grundlagen der Feldbotanik. Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen. Bern. Haupt.
Stiftung Stift Neuzelle, Hg. (2018). Atlas des Zisterzienserstifts Neuzelle. Berlin. Verlag für Berlin-Brandenburg.