Naturschutzgebiet Plagefenn: „Hier soll der Wald sein Leben leben“

Direkt neben Brodowin erstreckt sich das Naturschutzgebiet Plagefenn, eines der Moore im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin.

Lage des NSG Plagefenn auf der Karte
Quelle: Googlemaps

Das Plagefenn ist ein Moorgebiet um den Großen und Kleinen Plagesee südwestlich des Ökodorfs Brodowin im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin.
Unser erster Ausflug ins Plagefenn fand ein jähes Ende, weil die Mückenplage [sic!] dort so arg war, dass die Hunde und ich schleunigst Reißaus nahmen. Beim nächsten Mal waren wir gewappnet: Ich hatte mich mit einer dicken Schicht Antimücken-Milch (Naturpräparat aus ätherischen Ölen) eingecremt und das Fell der Doggies ebenfalls mit einer Mixtur aus ätherischen Ölen besprüht (nicht ganz so dolle, denn Hunde sind ja ziemlich empfindlich, was Düfte anlangt). Kaum zu glauben, aber diese Maßnahmen bescherten uns einige (fast) mückenlose Stunden im Plagefenn – ich wurde gänzlich gemieden, nur die Hunde hatten ein wenig zu tun, sich die Quälgeister vom Leib zu halten (zur Gegenwehr rieben sie entweder ihren Kopf im bodenbedeckenden Laub oder wälzten sich überhaupt als Ganzes).

„Das Plagefenn war 1907 das erste Naturschutzgebiet Preußens und das erste Gebiet im heutigen Deutschland, das eigens zur Entwicklung von Wildnis geschützt wurde. Hier entfaltet sich die Natur frei vom Menschen möglichst unbeeinflusst – seit über 110 Jahren! Angeregt hat die Unterschutzstellung damals der Leiter der Lehroberförsterei Chorin, Max Kienitz. Er schrieb: ‚Hier soll der Wald sein Leben leben.‘ Es heißt, dass Max Kienitz bei der Jagd auf einen 14-Ender von dem prächtigen Tier und von der Stimmung, den Geräuschen und den Farben der Natur so tief beeindruckt war, dass er nicht nur den starken Rothirsch verschonte, sondern zudem anregte, die Natur in diesem Gebiet zu bewahren.“ (Wandern rund um Brodowin 2019, 105).

Plagefenn-Tour: Infostein am Fennweg, Juli 2021

„Der Name des Gebietes ist mit Sicherheit auf die im Jahre 1258 erwähnte Siedlung Plawe zurückzuführen. Plawe wird mundartlich auch in Plaue oder Plage umgewandelt. Plaw bedeutet auf altpolabisch sumpfiges Gelände oder Moor.
Eine weitere Erwähnung von 1459 ‚Plauel deserta‘ deutet die Aufgabe der Siedlung oder deren Zerstörung an. Der Standort des damaligen Dorfes ist bis heute nur zu vermuten. Einige Plätze im NSG lassen eine ehemalige menschliche Ansiedlung vermuten“ (Henne 2007, 22).

Plagefenn: Speedy & Chekotee im Tümpel, Juli 2021

„Das Naturschutzgebiet Plagefenn besteht aus unterschiedlichen Zonen: Die Kernzone ist tatsächlich unbewirtschaftet und wild. In der Schutzzone 2 (Pflegezone) wird der Wald nachhaltig bewirtschaftet. Dabei achtet der Förster besonders darauf, auch hier einen möglichst naturnahen Wald mit Totholz und Höhlenbäumen zu erhalten. Das ist wichtig, weil die Kernzone allein für viele Tierarten zu klein ist. Auch die umgebenden Wirtschaftswälder müssen daher Lebensräume bieten. Der Unterschied zwischen ungenutzter Kernzone und naturnahem Wirtschaftswald ist dennoch deutlich zu erkennen.
Als das Schutzgebiet 1907 eingerichtet wurde, umfasste es 177 ha, also knapp zwei Quadratkilometer. Mit der Ausweisung des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin wurde das Naturschutzgebiet auf 10,5 km2 erweitert. Die Fläche versechsfachte sich. Von diesen 1.055 ha sind 280 ha unbewirtschaftete Kernzone.
Die Kernzone besteht aus zwei Seen, dem Großen und Kleinen Plagesee, sowie aus angrenzenden Mooren, Erlenbruchwäldern und Buchenwald. Einige 1907 noch relativ junge Nadelholz-Aufforstungen entwickeln sich nun allmählich zu Buchen- und Laubmischwäldern. Die Kiefern, Fichten und Lärchen sterben nach und nach ab und werden zu Totholz, während die Laubbäume das Regiment übernehmen.
Nur in den Torfmoosmooren kommen Kiefern auch natürlicherweise vor. Hier werden sie jedoch nie alt und groß, weil ihre Wurzeln im Moor keinen ausreichenden Halt finden. Sie kippen allmählich um und werden im Moorkörper konserviert.
Der Begriff ‚Fenn‘ bezeichnet übrigens im niederdeutschen Raum eine morastig-sumpfige Niederung oder ein Moor. In Brandenburg wurden meistens eher nährstoffarme Moore mit Torfmoosen mit diesem Begriff belegt“ (Wandern rund um Brodowin 2019, 106).

Plagefenn: I = Kernzone, II = Schutzzone
Quelle: Richert 2007, 78

Die Plagefenn-Tour ist – wenn man von den Mücken absieht;-) – ein mehrstündiger wunderschöner Wanderweg rund um den Großen und Kleinen Plagesee, wo es viel zu entdecken gibt. Einzelne Stationen sind durch besondere Findlinge, an denen metallene Infotafeln angebracht wurden, markiert.

Naturschutzgebiet Plagefenn
Plagefenn-Tour, Juli 2021

Der mit dem Kranichsymbol beschilderte Rundwanderweg ist in der Broschüre „Wandern rund um Brodowin“, die 2019 vom Verein Ökodorf Brodowin e.V. herausgegeben wurde, auf den Seiten 98-129 (mit schönen Fotos illustriert) beschrieben und ebenso auf der Website des Ökodorf-Vereins.

Touren bei Brodowin – Karte
Quelle: Website Ökodorf Brodowin e.V.
Großer Plagesee (der blaue Pfeil zeigt, wo wir den Fennweg entlang gegangen sind)
Quelle: Mapsme

Wir starteten auf dem Waldweg von Brodowin Richtung Großer Plagesee und bogen bald in den Fennweg ein, wo uns an der Infostation nicht nur die Entstehungsgeschichte des Naturschutzgebiets Plagefenn kurz erläutert wurde, sondern auch ein tiefgehendes Zitat des Gründers Max Kienitz zu lesen war, welches das Anthropozän charakterisiert und heute nichts von seiner Gültigkeit verloren hat – im Gegenteil! „Wo aber finden wir in einem Kulturlande den Ort, wohin die Menschheit nicht gekommen ist? Nirgendwo! Überall, selbst in den entlegensten, unzugänglichsten Gebiet macht sich die menschliche Wirtschaft in irgendeiner Form geltend. Aus diesem Verlangen, sich in das Anschauen der unberührten Natur zu versenken …, ist der Gedanke entsprungen, Plätze zu schaffen, an denen der einsame Wanderer sich zurückversetzen kann in Urzeiten, und sich ein Bild ausmalen, wie es vordem aussah“ (Infotafel am Fennweg; ebenso zitiert in: 100 Jahre Naturschutzgebiet Plagefenn 2007, 17).

Plagefenn – Infostein mit Zitat von Max Kienitz, Juli 2021

Nicht nur die Ausläufer der Moorzonen, die viele Tümpel am Wegesrand entstehen ließen, sondern auch die hügeligen Formationen der eiszeitlichen Moränenlandschaft versetzen einen in die von Max Kienitz angesprochenen Urzeiten zurück.

„Auffallend ist heute, nach über 110 Jahren freier Entwicklung, das in großer Menge natürlich entstandene Totholz. Ob liegend oder stehend, mit oder ohne Rinde, besonnt oder schattig – Totholz steckt voller Leben!
Hier ist der Tisch reichhaltig gedeckt für die Holzbewohner unter den Pilzen, Käfern, Vögeln und vielen anderen Artengruppen“ (Wandern rund um Brodowin 2019, 105).

Plagefenn: Chekotee ruht inmitten von Totholz im kühlen Laub, Juli 2021

Unsere nächste Station war das Torfmoos-Moor, wo wir wiederum von einem Findlingsstein mit Infotafel begrüßt wurden:

Plagefenn: Station Torfmoos-Moor (Infotafel), Juli 2021

„Ein Torfmoos-Moor ist eine besondere Ausprägung eines Fenns – hier herrscht Wildnis! Torfmoospolster, Randlagg, Wollgras und Sumpfporst – die Worte zeigen schon, dass wir hier in eine andere, vielen Menschen unbekannte Welt hineinblicken.
Das Moor besteht aus einem wassergesättigten hellgrünen Torfmoospolster, das im Zentrum des Moores etliche Meter mächtig sein kann. Torfmoose sind wundersame Pflanzen: Sie bilden keine festen Kissen wie viele andere Moose, sondern wachsen lose und nicht durch Wurzeln verbunden nebeneinander her. Es sind Wesen, die fast unendlich lange wachsen können. Die Moospflänzchen wachsen immer weiter nach oben, während sie unten absterben. Auf diese Weise könnten Torfmoospflanzen mehrere Hundert oder gar Tausende Jahre alt werden!
Bis zum Himmel können sie aber nicht wachsen, da sie kein Stützgewebe ausbilden. Sie sacken in sich zusammen. Durch das Wasser von der Luft getrennt, entsteht Torf. Eine Faustregel besagt, dass ein Moor in 100 Jahren nur zehn Zentimeter nach oben wächst, das entspricht einem Meter in tausend Jahren. Je nach Niederschlag und Wasserstand hebt und senkt sich die Moorfläche, quillt auf und schrumpft wieder zusammen. Man sagt, das Moor oszilliert.
Auf dem Torfmoospolster wachsen besondere Pflanzen: Scheidiges Wollgras, Rauschbeere [auch Moor- oder Nebelbeere genannt (Vaccinium uliginosum), Strauch aus der Gattung der Heidelbeeren, Anm. M. Silber], Moosbeere, Polei-Gränke [Rosmarinheide (Andromea polifolia), Anm. M. Silber] und hier und da sogar Sonnentau. Die Moorfläche ist dicht bestanden mit einem immergrünen, niedrigen, sehr intensiv nach Rosmarin duftenden Strauch, der im Mai weiße Blütenkerzen bildet: der Sumpfporst (Ledum palustre). Auch Moorbirken und Kiefern wachsen auf dem Torfmoospolster. Wenn sie älter und schwerer werden, finden die Wurzeln keinen Halt mehr auf der Moorfläche. Die Bäume kippen allmählich um, bis ihr Stamm im Torfkörper eingeschlossen und konserviert wird.
Das Torfmoosmoor wird von einem sogenannten Randlagg umgeben. Es handelt sich um einen Saum, der besonders im Winter und Frühjahr Wasser führt, im Spätsommer und Herbst jedoch trockenfallen kann und dann eine schlammige Fläche bildet. Wegen des oben beschriebenen Oszillierens kann das Torfmooskissen nicht mit dem umgebenden Waldboden zusammenwachsen. Und so bleibt das Randlagg erhalten“ (Wandern rund um Brodowin 2019, 111-112).

Wollgras (Eriophorum sp.), Ziskenmoor/Schlaubetal, Mai 2020

Die obigen Fotos zur Moorbotanik stammen alle aus dem Schlaubetal, nicht vom Plagefenn. Denn auch wenn insbes. Chekotee, der Moormonitoring-Hund, sooooo gerne ins Moor wollte, blieben wir auf dem Waldweg (bzw. die Doggies durften natürlich am Rand schnüffeln und sich in den Tümpelchen erfrischen). Immerhin habe ich für die Region Schorfheide-Chorin (noch) keinen Naturschutz-Ausweis von der Unteren Naturschutzbehörde, also halte ich mich an die Regeln, die für alle Besucher*innen einer geschützten Region gelten.

Wir kehrten dann – trotz der bezaubernd wilden Urtümlichkeit dieser Waldmoorlandschaft – doch bald um, weil es an diesem Tag besonders heiß war und ich außerdem nicht riskieren wollte, dass unser Mückenschutz seine Wirkung verliert;-) Aber das nächste Mal machen wir den gesamten Rundweg …


LITERATURANGABEN
– Henne, E. (2007). Geschichte, Gegenwart und Zukunft. In: 100 Jahre Naturschutzgebiet Plagefenn, 22-28.
– Richert, Arnold (2007). Historische und aktuelle Untersuchungsergebnisse zur Schmetterlingsfauna des NSG Plagefenn (Lepidoptera). In: 100 Jahre Naturschutzgebiet Plagefenn, 77-88.
– Wandern rund um Brodowin, hg. v. Ökodorf Brodowin e.V. (2019).
– 100 Jahre Naturschutzgebiet Plagefenn (= Eberswalder Forstliche Schriftenreihe, Band XXXI), hg. v. MLUV & Landesforstanstalt Eberswalde (2007).

In Corona-Zeiten zum ersten Mal wieder ON TOUR mit dem Wohnwagen

Eigentlich wollte ich meinen kleinen Wohnwagen, das Puscherl, schon verkaufen … eigentlich! Doch nun bin ich sehr froh, dass nichts daraus geworden ist. So frei und ungebunden durch die Gegend zu fahren und dort Station zu machen, wo´s einem grad gefällt, das ist halt herrlich!

Ziel war die Region Schorfheide-Chorin – am Campingplatz Triangel in Niederfinow waren die Doggies und ich stationiert. Der kleine familiäre Campingplatz, der von einem sehr sympathischen Frauenteam geleitet wird, liegt idyllisch direkt am Finowkanal, wo man nicht nur Bootfahren, sondern auch Schwimmen kann – eine wohltuende Erfrischung an heißen Sommertagen (und glücklicherweise ohne Mücken)!

Weitere Fotos in der Galerie der Homepage des CP Triangel.

Trotz der – durch Corona bedingten – langen Campingpause entpuppte sich Speedy als „old camper“, lief fröhlich mit mir durch den Campingplatz und fand auch immer wieder neue Hundefreunde zum Spielen. Chekotee hatte hingegen mit seinen Ängsten zu kämpfen und fühlte sich eher gestresst – insofern war es überaus günstig, dass die Wohnwagenleute ihre Autos vor ihren Parzellen parken durften, wodurch eine gewisse Sicherheitsbarriere entstand, die für Chekotee spürbare Erleichterung brachte (dennoch hielt er sich – im Gegensatz zu Speedy – die meiste Zeit im Puscherl auf, wenn wir nicht grad unterwegs waren).

Puscherl + Qubo am CP Triangel, Juli 2021

Entlang des Kanals konnte ich mich botanisch wieder mal so richtig „austoben“;-) Neben Sumpf-Storchschnabel (Geranium palustre), Sumpf-Ziest (Stachys palustris), Sumpf-Weidenröschen (Epilobium palustre), Blutweiderich (Lythrum salicaria), Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) und Wasserdost (Eupatorium cannabinum) entdeckte ich die wunderschöne Schwanenblume (auch Wasserviole genannt; Butomus umbellatus).

In Niederfinow befindet sich das gewaltige Schiffshebewerk, das älteste noch arbeitende Schiffshebewerk in Deutschland – seit 1934 in Betrieb. Es gilt als geschütztes Industriedenkmal und erhielt 2007 die Auszeichnung Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland. Parallel zum bisherigen Hebewerk wird das Schiffshebewerk Niederfinow Nord, welches auch für größere Schiffe geeignet ist, errichtet. Das neue Hebewerk soll das alte spätestens 2025 ersetzen.

Schiffshebewerk Niederfinow
Quelle: Wikipedia

Am meisten freute ich mich darauf, einige Mitglieder vom Eberswalder Philosophiekreis persönlich kennenzulernen. Wegen Corona finden die Veranstaltungen des Philosophiekreises seit Längerem ONLINE statt, was mir die Gelegenheit gab, dazu zu stoßen. Die illustre Philosophie-Gruppe trifft sich zweimal monatlich jeweils Freitag Abends: Nach einem Impulsreferat zu einem bestimmten Thema finden im Plenum spannende Diskussionen statt (manchmal bis Mitternacht) – ein sehr inspirierender intellektueller Austausch in einer sehr sympathischen, respektvollen und achtsamen Gruppe.

Buchenwald Grumsin

Mit Anke machten die Doggies und ich eine schöne Wanderung im GRUMSIN, dem UNESCO-Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin. Als gebürtige Wienerin liegt es ja auf der Hand, dass ich zu Buchenwäldern eine besondere Beziehung habe – Stichwort: Wienerwald!

Der GRUMSIN war mir bereits durch die Webinar-Reihe Biodiversität im Wald namentlich bekannt und vor meiner Reise kaufte ich das reich illustrierte Buch „Grumsin – Weltnaturerbe im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin“, herausgegeben von Beate Blahy und Martin Flade, welches mir eine Fülle an Informationen lieferte.

In einem Weltnaturerbe-Wald ist es klarerweise nicht ganz so menschenleer wie bei uns im Schlaubetal, wo wir – zur Erleichterung der Doggies, v.a. Chekotee´s – normalerweise auf unseren Waldtouren niemanden treffen. Im GRUMSIN hatten wir drei Begegnungen (immerhin!), die Chekotee schon lang im Vorhinein „meldete“, indem er sich im Gebüsch versteckte, wo er verharrte, bis die „Aliens“ wieder weg waren. Speedy, der sich ja bereits am Campingplatz als überaus mutig erwies, reagierte auf fremde Wanderer ziemlich gelassen. Gewohnheitsmäßig platzierte er sich neben mich an den Wegrand, beobachtete die vorbeiziehenden Leute aber mit entspannt-fröhlicher Neugier.

Ein echter Moormonitoring-Hund

Dafür aber bot Chekotee während unseres Spaziergangs eine Überraschung, die ich höchst bemerkenswert fand: Die Doggies, Anke und ich schlenderten gemächlich über den Buchenpfad, als Chekotee plötzlich vom Weg abbog und uns in den Wald hineinführte. Da ich im Laufe unserer gemeinsamen Jahre im Artenschutzmonitoring gelernt hatte, den Hunden zu vertrauen, wenn sie „eine Fährte aufnehmen“, weil sie mir stets etwas Interessantes zeigen, ließ ich Chekotee gewähren. Selbstverständlich ist das niemals „Nachspüren“ bzw. Verfolgen eines Tieres – das ist gegen die Naturschutz-Ethik und berechtigterweise laut Bundesnaturschutzgesetz verboten (Tieren nachzuhetzen, das ist für meine Hunde tabu, stattdessen dürfen sie ja genussvoll „Scannen“, wie ich es bereits in einem früheren Blogartikel beschrieb). In der Regel finden die Hunde bei ihren ruhigen Suchaktionen Wolfspoopie oder andere Hinterlassenschaften eines Wildtieres, doch das schloss ich diesmal aus, weil es weit und breit keinerlei Spuren, nicht einmal vereinzelte Trittsiegel gab.

Umso größer war schließlich meine Verwunderung (und Begeisterung!), als Chekotee uns zu einer Senke mit einem dicht von Binsen bewachsenen Feuchtbiotop führte! Dort angekommen, warf er sich vergnügt am Rand in´s Gras und kuckte mich erwartungsvoll an, so als würde er sagen: „Nu mach mal! An die Arbeit! Moormonitoring!“

Ist es nicht erstaunlich, dass Hunde einfach durch´s Miterleben lernen, was für ihren Menschen wichtig ist?!? Seit Jahr und Tag besuchen wir Moore und ich mache dort meine (botanischen) Dokumentationen – währenddessen stehen, sitzen oder liegen die Doggies am Rand, schnüffeln und scannen vielleicht ein bissl, befinden sich aber prinzipiell im Ruhemodus. Ebenso ist es, wenn ich irgendwo anders unterwegs Pflanzen bestimme und natürlich auch im Wolfsmonitoring – stets warten die Doggies, bis ich mit meiner Arbeit fertig bin.
Früher, in den allerersten Anfängen unserer Monitoringtouren gab ich ihnen das bekannte Signal „settle down“, doch nach wenigen Malen hatten sich diese Abläufe bereits verselbständigt (auch als die Hunde noch zu viert waren, gab es bei diesem ruhigen Abwarten nie Probleme). Tatsächlich folgt die „Belohnung“ ja direkt danach: weiter geht´s, auf zu neuen Abenteuern! Es zahlt sich also aus, bei der Hundeerziehung „funktionale Verstärker“ einzusetzen (in diesem Fall neben Bewegung in erster Linie „Seeking“, also spannendes Umwelterkundungsverhalten).

Zainhammermühle

Eberswalde ist ein angenehmes Städtchen, denn – nomen est omen – es gibt mittendrin und rundherum jede Menge Wald und auch der Verkehr hält sich in Grenzen, wodurch es nicht übermäßig laut ist. Sogar Chekotee traute sich gemeinsam mit Speedy in die Eberswalder Gassen – zwar nur kurz, aber doch!!

Gemeinsam mit Anke war ich von Dennis und Janine in die Zainhammermühle eingeladen worden, wo wir eine Führung durch die Mühle erhielten. Der Eberswalder Verein Die Mühle e.V., der sich die Förderung von Kunst und Kultur sowie die Erhaltung des Denkmals Zainhammermühle zum Ziel gesetzt hat, kaufte 2008 das denkmalgeschützte Mühlengebäude und saniert es seither liebevoll. Die Mühle wird als Werkstatt für Künstlerinnen und Künstler, Galerie, Theater- und Konzertsaal genutzt, zudem werden Lesungen und Kunstkurse geboten. Das Veranstaltungsprogramm der Mühle ist breit gefächert – ein Besuch lohnt sich allemal! Auch der Philosophiekreis trifft sich in der Zainhammermühle.

Zainhammermühle (Foto: Günter Rinnhofer)

Janine ist ebenfalls Österreicherin – wir beide verwirrten und amüsierten die anderen mit typisch österreichischen bzw. wienerischen Ausdrücken, welche die Deutschen nicht verstehen, schon gar nicht artikulieren können;-)
Weil wir uns alle so gut unterhielten, beschlossen wir, in einer Eberswalder Pizzeria zu Abend zu essen – als Abrundung eines beschwingten, inspirierten und fröhlichen Tages!

Miau, miau, hörst du mich schreien

Anderentags besuchte ich Matthias, seine Frau Sarah und deren zweijähriges entzückendes Söhnchen Falk in ihrem mitten im Wald liegenden idyllischen Gartenhaus bei Niederfinow. Es waren auch noch weitere Freunde des Hauses da, wodurch sich angeregte Gespräche entwickelten. Beim Grillen am Lagerfeuer sangen wir allerlei Lieder, vorwiegend Kanons, wobei der Katzenkanon bei mir für die darauffolgenden Tage und Nächte zum Ohrwurm wurde;-)

Miau, miau, hörst du mich schreien?
Miau, miau, ich will dich freien.
Folgst du mir aus den Gemächern,
Singen wir hoch auf den Dächern.
Miau, komm geliebte Katze,
Miau, reich mir deine Tatze.
Blumberger Mühle

Im NABU-Naturerlebniszentrum Blumberger Mühle hatte ich eine Verabredung mit der Botanikerin Lea Luthardt, die mich netterweise durch die schön angelegte, facettenreiche Naturerlebnislandschaft begleitete und mich über die vielfältigen Aktivitäten des Zentrums informierte.
Den Namen „Blumberger Mühle“ hat das Gebäude vom Müller Martin Blumberg, der an dem kleinen Flüsschen Welse um 1700 eine Wassermühle als Mahl- und Schneidmühle bewirtschaftet hatte. Inzwischen kann man jetzt gerade noch die Grundmauern der alten Mühle zwischen den Blumberger Teichen finden. So bekam das 1997 neu eröffnete Informationszentrum des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin den Namen der alten Mühle.

Entworfen und gebaut wurde das Haus durch den Architekten Bernd Kühn. Dieser hatte die Idee einen großen hohlen Baumstumpf zu errichten. Er symbolisiert den Kreislauf Lebens – aus Altem entsteht Neues.

Blumberger Mühle
Quelle: Blumberger Mühle. Eine Begleitbroschüre zum NABU-Informationszentrum Blumberger Mühle. Angermünde 1997, S. 11
Naturerlebnislandschaft Blumberger Mühle
Quelle: Folder NABU-Naturerlebniszentrum Blumberger Mühle/Hauptinformationszentrum & Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin
Ökodorf Brodowin

Das Ökodorf Brodowin hatte ich bereits während meiner mehrmonatigen Wohnwagen-Reise durch Brandenburg im Jahr 2018 besucht und wusste deshalb, dass sich ein „Abstecher“ dorthin auf jeden Fall lohnt. Der Hofladen ist ja – berechtigterweise – weit über die Grenzen hinaus bekannt. „Landwirtschaft in Brodowin heißt Arbeiten mit der Natur. Wir bekennen uns zum biologisch-dynamischen Landbau. Unsere Arbeit ist ein Kreislauf aus Boden, Pflanze, Tier und Mensch. Durch systematische Fruchtwechsel und gezielte Gründüngung versuchen wir, dem Boden zurückzugeben, was wir ihm entnommen haben“ (Brodowin-Website).
Bewunderns- und nachahmenswert finde ich die von den Dorfbewohner*innen gemeinsam entwickelte Initiative, den Landwirtschaftsbetrieb „Ökodorf Brodowin“ als Bio-Betrieb nach Demeter-Richtlinien zu gründen – für die Natur UND für die Menschen! Der Verein Ökodorf Brodowin e.V. wurde 1991 ins Leben gerufen und hat laut Satzung das Ziel, die ökologische Landwirtschaft, den Naturschutz, den Tourismus und das Dorfleben zu fördern. Bei Hofführungen kann man den Demeter-Betrieb kennenlernen und rund um Brodowin lädt die herrliche Landschaft zum Wandern ein.

Wandern rund um Brodowin - Karte
Quelle: Wandern rund um Brodowin, S. 2

Direkt neben Brodowin erstreckt sich das Naturschutzgebiet Plagefenn, eines der Moore im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Der Weg von Brodowin Richtung Plagefenn durch den Wald war gesäumt von Seifenkraut (Saponaria vulgaris), welches im Sonnenlicht, das durch die Bäume schimmerte, in überirdisch strahlendem Weiß leuchtete.

Über das Plagefenn berichte ich im nächsten Blog-Artikel.

Plagefenn-Wildnis, Juli 2021

Bei all den vielen neuen Abenteuern braucht man verständlicherweise zwischendurch auch mal Erholungspausen: Ich entspannte mich mit Schwimmen im Kanal und Chillen auf unserem lauschigen Campingplätzchen (und Eis!), die Doggies machten ihr Nickerchen im Wohnwagen. Während Speedy sich im Bett ausbreitete, rollte sich Chekotee am kühlen Boden zusammen, doch wenn es Speedy zu warm in der „fahrenden Hundehütte“ wurde, machte er es sich draußen auf der Wiese gemütlich, dafür hatte Chekotee dann das Wohnwagen-Bett ganz für sich allein;-)

Ende August bin ich wieder für eine Woche dort und freue mich schon auf neue Entdeckungen und Begegnungen:-)


QUELLEN
Blahy, B. & Flade, M. (2017). Grumsin – Weltnaturerbe im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (= Alte Buchenwälder Deutschlands, Bd. 3). Rangsdorf. Natur+Text GmbH.
Wandern rund um Brodowin, hg. v. Ökodorf Brodowin e.V. (2019).