Wild Camping

Es kann schon mal passieren, dass man sich beim vielen Herumfahren und -schauen im Timing vertut und dann nicht bis zum vorher angedachten Campingplatz kommt, doch da geht auch die Welt nicht unter (es muss ja nicht immer alles gänzlich durchgeplant sein – genau das ist ja das Tolle beim Wohnwagen: spontan irgendwo zu bleiben, wo´s einem gefällt und dabei nicht einmal auf gewissen persönlichen Komfort verzichten zu müssen)! Und so verschlug es die Doggies und mich nach Sperenberg, wo es laut Stellplatzführer einen geeigneten Wohnwagenstellplatz geben sollte (Hunde erlaubt, Dusche, WLAN), doch (wieder einmal) waren die Infos falsch (keine Hunde, keine Dusche, kein WLAN) und der Stellplatzbetreiber lotste mich nach Zesch am See, wo wir angeblich sicher ein Plätzchen finden würden – mittlerweile war´s schon weit nach 21h abends, die Hunde waren hungrig, da sie normalerweise zwischen 20h und 21h ihr üppiges Nachtmahl bekommen, und dementsprechend gelaunt (zugegeben: ich auch – sowohl das eine als auch das andere), hehe;-)
Im Campingführer hatte ich bereits über den Campingplatz in Zesch am See erfahren, dies sei der älteste Platz weit und breit, außerdem ein „Märchen-Campingplatz“ … naja, alt ist noch untertrieben, urururalt würd´s vielleicht eher treffen, was ja eh nichts ausmacht, wenn das Gelände und die Bauten nicht dermaßen arg heruntergekommen wären! Selbst die namensgebenden Märchenfiguren hatten eindeutig etwas Pflege und Reparatur nötig! Jedenfalls traf ich dort niemanden an (die paar Gestalten, die draußen irgendwas herumhantierten, taten so als würden sie mich gar nicht bemerken und im nächsten Augenblick waren sie auf einmal wie von Zauberhand verschwunden)! Es wirkte irgendwie surreal – vielleicht doch ein Paralleluniversum?!?!
Wie dem auch sei, diese Situation war nicht geeignet, unsere Laune zu heben, also tat ich das, was eine alte Camperin eben tut: „wild“ campen – Wälder und Wiesen gab´s ja im Überfluss, weshalb wir uns ein feines Plätzchen abseits der (sowieso kaum befahrenen) Straße auserkoren und v.a. endlich unseren „Mordshunger“ stillten.
Eben wollten wir unseren Nachtspaziergang antreten (ich mit Stirnlampe und die Hunde mit reflektorischen Halsbändern, eh klar), kam ein Auto den Feldweg entlang und blieb bei uns stehen, eine fröhliche Männerstimme rief uns zu, nicht zu erschrecken, er sei bloß der Jäger und müsse ein wenig die Füchse vertreiben, glücklicherweise war er einer der netten Sorte und betonte, Übernachten im Wohnwagen sei hier überhaupt kein Problem! Mit Gute-Nacht-Wünschen verschwand er in der Dunkelheiten und wir setzten unseren Spaziergang frohgemut fort. Eine halbe Stunde später trafen wir einander wieder: der Jäger kletterte vom Hochsitz runter und meinte in spaßigem Tonfall, wenn er gewusst hätte, dass ich mit den Hunden da bin und seine Arbeit bezüglich der Füchse übernehme, hätte er gleich zuhause bleiben können. Nicht um ein Späßchen verlegen, wünschte ich ihm einen angenehmen „freien“ Abend und wir verabschiedeten uns amüsiert voneinander! Ich hätte die Gelegenheit nutzen können, mich mit ihm (wie mit dem Förster im Dammer Moor) über die regionalen Wölfe zu unterhalten, aber es war ein anstrengender Tag gewesen und ich war müde, also ließ ich es bleiben – doch wenigstens (welch eine Ironie!) war dieser Jäger der einzige freundliche Mensch, den ich in der gesamten Gegend getroffen hatte!

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Baruther Urstromtal – a flying visit

Auch wenn die Landschaftsformen im Baruther Urstromtal ähnlich denen der Lieberoser Heide sind, so fühlte ich mich interessanterweise dennoch hier bei weitem nicht so wohl wie dort (obwohl ich selbstverständlich der Region in keiner Weise unrecht tun möchte – trotzdem verursachten die verrosteten und halb verfallenen Begrenzungszäune an den Waldrändern ein mulmiges, fast abweisendes Gefühl in mir und ich hatte eher den Eindruck, im Hinterland der Ukraine oder Moldawiens zu sein denn in Deutschland). Zumindest war es im Gebiet zwischen Baruth, Zossen, Trebbin und Luckenwalde so (wobei letzteres an sich ein schmuckes und sympathisches Städtchen zu sein scheint). Wie gesagt, ich will keineswegs das ganze Baruther Urstromtal kritisieren, denn es gibt dort sicherlich genauso schöne Plätze und Gegenden wie sonst überall in Deutschland, jedoch das kleine Fleckchen, welches ich als erstes sah, kam mir wenig einladend vor.
Das Wolfs- und Moor-Naturschutzgebiet inmitten von Baruth, Mückendorf, Horstwalde, Schönfeld, Jänickendorf, Holbeck, Stülpe, Lynow und Paplitz ist weder beschildert noch einladend, denn auf den hässlichen alten Zäunen und an den Bäumen prangen Schilder mit Aufschriften wie z.B.: „Lebensgefahr! Betreten und Befahren verboten!“, „Achtung! Betreten und Befahren verboten! Ehemalige militärische Kasernenanlage!“ (bzw. „Munitionsbelastung!“) – da fühlt man sich nicht wirklich entspannt!

Warnschild_Lebensgefahr!

Zwar gibt es auch hier jede Menge Alleen und Wälder, doch es wirkt alles ziemlich vernachlässigt.

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Selbst Häuser entlang der Strecke vermitteln den Eindruck von Verlassenheit und Verfall.

Nordwestlich Richtung Beelitz im Naturpark Nuthe-Nieplitz – beim Dobbrikower Forst – erschien mir alles wesentlich freundlicher, dort unternahm ich mit den Hunden einen an sich schönen Waldspaziergang: ohne einschüchternde Warnschilder, dafür hingegen mit Unmengen an Müll, welcher einfach im Wald abgelagert wurde und offensichtlich schon ziemlich lang vor sich hin „gammelt“ … das ist wiederum gar nicht schön!
Ehrlich gesagt kann ich mir zum momentanen Zeitpunkt nicht vorstellen, in dieser Region zu leben, aber der erste Eindruck mag ja auch manchmal täuschen … jedenfalls erhält das Baruther Urstromtal ebenso wie die beiden anderen Gebiete seine Chance in Form einer intensiveren Besichtigungstour.

Kuriosität am Rande:
Die Gegend um den Mellensee ist durchzogen von entsetzlich schlechten Straßen, was man mit Wohnwagen klarerweise umso stärker merkt, zudem machte ich die groteske Erfahrung, dass eine der wenigen guten Bundesstraßen (!) nach vorbildhafter Auffahrt – ohne jegliche Vorwarnung – plötzlich endet und es kilometerlang auf extrem holprigen Pflastersteinen weitergeht!

Straßenbau

Lieberoser Heide – a flying visit

Siegadel_Allee-Verkehrsschild

Die Lieberoser Heide hat echt Charme! Allein die wunderschönen Alleen, durch die man fährt, sind so voller Liebreiz, dass man sich wie auf einer „magic tour“ fühlt [daran ändern auch die Verkehrsschilder, welche einen gemahnen, nicht die Bäume zu touchieren, rein gar nichts]! Diesbezüglich könnte sich das Waldviertel ein Beispiel nehmen (ich meine nicht wegen der Schilder, sondern wegen der vielen dicht an dicht stehenden Alleebäume; außerdem: so schöne glatte Landstraßen findet man im Waldviertel auch eher selten])! Doch uns interessiert ja eh mehr das Lieberoser Waldgebiet …

Doberburg_Waldweg-zum-Dammer-Moor_im-Sonnenlicht

Die dortigen Kiefernwälder sind wunderwunderwunderschön und tauchen die weite Landschaft in ein ganz eigenes Licht, das den Augen (und der Seele) sehr wohltut, durch das Kiefernharz liegt stets ein besonders angenehmer Duft in der Luft! Die Waldwege sind breit angelegt und überaus angenehm zu begehen – bei einer Abzweigung angekommen, zeigen einem Wegweiser die Richtung bzw. meint Speedy, unser absolut verlässlicher Scout, nach kurzer Bedenkzeit: „Ok, immer der Nase nach!“

Auch Chekotee liebt Kiefernwälder: offenbar fühlt er sich aufgrund des weiten Blickfelds sicher und geborgen, abgesehen davon, dass er generell liebend gern im Wald ist- tja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, oder?! So findet er auch die nötige Gelassenheit, sich bereits als Artenspürhund im Schnüffeln zu üben;-)

Doberburg_Chekotee_übt-sich-schon-im-SchnüffelnSpeedy wiederum – als stets achtsamer „Scout“ alles rundum im Blick habend – merkt zwischendurch lauschend und beobachtend auf: „Sind da am Ende schon Wölfe in der Nähe?“ Doch nach einer Weile folgt die Entwarnung: „Nix war, gemma weiter!“

Und Leah ist trotz ihres hohen Alters ebenso gern in den Wäldern unterwegs wie die Youngsterboys, weil sie weiß, dass es extra für sie immer wieder kleine Pausen gibt, nicht nur mit Wassertrinken, sondern auch mit Butterbrot (denn die Hunde kriegen auf Ausflügen beim Rasten immer etwas von meinen Käsebrötchen ab, für Leah natürlich mit Gurkenscheiben, denn die mag sie sehr)!

Außerhalb der wundervollen Kieferwälder findet man unendliche Weiten an Feldern und manchmal auch unendliche Weiten an Windrädern (wie hier bei Siegadel – zugegeben, schön schauen jene Windparks nicht aus, besser als Atomkraftwerke sind sie allemal, andererseits leiden die Tiere an den für uns teilweise gar nicht wahrnehmbaren Frequenzen und die Überlebensrate beim Zusammenstoß mit einem Windradflügel ist gleich Null)! Mit diesem Thema werden wir uns noch intensiver auseinandersetzen  …

Glücklicherweise stellen Windparks eher eine Ausnahmeerscheinung in der Lieberoser Heide dar, sodass mein bleibender Eindruck durch die traumhaften lichtdurchfluteten Kiefernwälder und das phantasieanregende Dammermoor geprägt bleibt – die Doggies und ich, wir freuen uns schon sehr auf´s Wiederkommen!

 

 

 

 

 

Dammer Moor – erste Exkursion

Dammersee_Panorama_Titelbild
Dammersee

Das Moorgebiet um den Dammersee in der Lieberoser Heide liegt am kleinen Dörfchen Damme (zwischen Goschen und Doberburg nördlich von Lieberose). Am 16. Juli machte ich gemeinsam mit meinen Hunden eine erste Exkursion zum Dammermoor – es war so schön, dass wir über 5 Stunden dort zubrachten!

Das Dammermoor selbst besteht – neben dem großen Dammersee – aus mehreren kleineren Teichen und Tümpeln: eine Form von „wilder“ Naturschönheit mit wohltuend entspannender Atmosphäre!

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Durch die Lage inmitten eines „Märchenwaldes“ wirkt das Moor bezaubernd und faszinierend, noch dazu sind immer wieder bizarr-grotesk-lustige Naturskulpturen zu entdecken und der ewige Kreislauf des Werdens und Vergehens ist omnipräsent.

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Eine idyllische „Wildnis“, worin die Hunde und ich uns echt wohl fühlten! Auch ein sehr freundliches und informatives Gespräch mit dem dortigen Förster ergab, dass der Bedarf an Wolfsmonitorern hier jedenfalls gegeben wäre …

Dammer-Moor_Teichidylle

Alle Fotos © Mirjam Silber 2018

 

Erste Woche on Tour

Spätabends am 8. Juli ging´s los – unsere erste Station machten wir gleich in Pisecne, der tschechischen Nachbarortschaft von Neuriegers, somit hatten wir auch unsere „Generalprobe“ (= im Wohnwagen übernachten) absolviert!

Pisecne_erste-Station_jüdischer-Friedhof

Es gefiel uns so gut, dass wir nach dem Frühstück gleich noch ein kleines „Napping“ dranhängten!

Napping_morgens-nach-erster-Nacht-im-Puscherl

Nach ziemlich anstrengender Fahrt durch Tschechien (viele Baustellen und Umleitungen, doch wenig sinnvolle Beschilderungen) kamen wir zwei Tage später schließlich in Deutschland an und genossen gleich die erfrischende Bergluft im Zittauer Gebirge in Form eines ausgiebigen Waldspaziergangs (nur unser Angsthund Chekotee war nachvollziehbarerweise noch skeptisch und verunsichert).

Endlich-in-Deutschland_Lückendorf_Zittauer-Gebirge

Und dann war es soweit: der allererste Aufenthalt auf einem Campingplatz! Wir suchten uns den kleineren, eher familiär geprägten Campingbauernhof Sell in Waltersdorf bei Großschönau aus – die Erholung tat uns sehr gut, weshalb wir einige „Urlaubstage“ dort zubrachten. Insbesondere für die Hunde (speziell für Chekotee) war die längere Eingewöhnungsphase in unser „Nomadendasein“ wichtig und auch Speedy profitierte dadurch enorm (Leah ist ja sowieso die „Coole“)!

Old Lady Leah braucht immer wieder kleinere Päuschen, eh klar, worüber ich ehrlich gesagt gar nicht unglücklich bin, denn auch ich muss mir erst wieder bessere Kondition aneignen – hingegen die beiden „Youngsterboys“ sind stets startklar;-)

Als wir bei einem unserer Waldspaziergänge vom Regen überrascht wurden, suchten wir Schutz unter den Bäumen, wo die Hunde diese unerwartete Pause zum Gruppenkuscheln nutzten;-)

Waldspaziergang_take-cover_Regen

Die Hunde lernten Kühe kennen, die ihnen gehörigen Respekt einflößten! Der Sell´sche Bauernhof „Lauscheblick“ betreibt intensive Viehwirtschaft, d.h. Unmengen an Kühen müssen täglich versorgt werden – wenigstens dürfen diese Kühe auch hinaus auf die riesengroßen Weiden!

Nach 5 Tagen fühlten wir uns soweit erholt, dass wir unsere Reise fortsetzten – ich hatte beschlossen, mir „meine“ drei Regionen zunächst allesamt im einwöchigen Schnelldurchlauf anzuschauen, um einen ersten Eindruck (auf gut Wienerisch: a G´spür) zu bekommen. Die Lieberoser Heide sollte den Anfang machen und so suchten wir uns auf dem Campingplatz Eurocamp Spreewaldtor ein lauschiges Plätzchen – quasi in Alleinlage (tja, sogar auf Mega-Campingplätzen gibt´s glücklicherweise nicht immer nur Massenandrang)! Besonders schön hier: der Zugang zum Groß-Leuthener See ermöglichte nicht nur Leah das Schwimmen, sondern auch mir – und das nach fast 10 Jahren, denn seitdem ich körperbehindert bin, war ich noch kein einziges Mal schwimmen, dabei bin ich im Grunde mindestens genauso eine Wasserratte wie meine Labradorhündin:-)

Über meine Impressionen zur Lieberoser Region und den überaus spannenden Besuch am Dammer Moor erzähle ich demnächst …

Doberburg_Leah&Speedy&Chekotee_Kiefernwald-1