Trautzke-Seen und Moore – Teil 6: Trautzke-3

Dieses langgestreckte Feuchtgebiet trägt zwar keine offenen Wasserflächen mehr, dafür aber viele Merkmale eines (ehemaligen) Moors, also noch einen relativ großen Artenreichtum.

Trautzke-3
[Quelle: Maps.me]

Trautzke-3 ist eingebettet in eine längs verlaufende Senke, welche sich in drei Abschnitte teilt: der südliche Teil ist schon stark trocken gefallen, dort breitet sich über den Gräserhorsten vorwiegend Himbeergestrüpp aus, der nördliche Teil ist das eigentliche „Restmoor“ mit Schwingrasendecke und vielfältiger Flora.

Trautzke-3: Südteil, April 2021
Trautzke-3: Nordteil, April 2021

Und der dritte Teil?
Im Foto vom Nordteil erkennt Ihr eine Art kiefernbewachsenen „Wall“ – dieser „Hügelkamm“ trennt den dritten Teil von den beiden ineinander übergehenden Hauptteilen ab. Der separate dritte Bereich ist ebenso wie der Südteil ziemlich trocken gefallen und mit Blaubeer- und Himbeergestrüpp zugewachsen. Ihr könnt Euch dessen Lage dort vorstellen, wo in der Karte oben mein blauer Pfeil positioniert ist.
An der Ostseite führt ein Waldweg an Trautzke-3 vorbei, über den wir direkt zu Trautzke-4 kommen. Das Landschaftsbild entlang dieses Weges lässt vermuten, dass einst wohl die gesamte N-S-Strecke zwischen Trautzke-2 und Trautzke-4 Moorgebiet gewesen ist (auf der Maps.me-Karte müssten wir Trautzke-3 also nach oben und unten verlängern).
Das macht auch Sinn, denn im Vergleich mit der historischen Karte vom Kleinen und Großen Drauzen aus dem Neuzeller Atlas lässt sich ausmalen, dass der dritte, nördlichste Abschnitt von Trautzke-3 das südlichste Zipfelchen des Kleinen Drauzen sein könnte. Die in der Maps.me-Karte verzeichnete Wasserfläche für (wie von mir genannt) Trautzke-3 ist wohl gleichzusetzen mit dem schmalen länglichen Gewässer zwischen dem Kleinen und Großen Drauzen auf der Karte des Neuzeller Atlas. Dabei ist zu bedenken, dass der Große Drauzen früher eben noch seine tatsächliche Größe hatte.

Kleiner und Großer Drauzen im 18. Jahrhundert
[Quelle: Neuzeller Atlas]

Ein kleiner Ausflug in die Botanik

Der nördliche Schwingrasenteil von Trautzke-3 ist zwar bei Weitem kein intaktes Moor mehr, aber hier hat sich noch am ehesten moortypische (bzw. zumindest feuchtigkeitsliebende) Vegetation erhalten.

Carex – Gattung Segge

Trautzke-3: Seggenbult, Mai 2021

Seggen zählen zur Familie der Sauergräser (Cyperaceae), andere Gattungen der Sauergras-Familie, ebenfalls in Feuchtgebieten vorkommend, sind bspw. Simse (Scirpus) und Wollgras (Eriophorum).

Bei uns in Mitteleuropa gibt es über 100 Seggen-Arten, was die Gattung Carex zur größten innerhalb der Sauergräser macht (vgl. Lüder 2018, 169). Und das erleichtert die Bestimmung keinesfalls …
Hier tippe ich anhand der Blüten jedoch auf Carex cespitosa, Rasen-Segge, eine typische Moor-Segge (meine Blütenfotos stammen aus Trautzke-3, Mai 2021).


Mehr zu den Seggen erfahrt Ihr in meinem Blogpost Moorbotanik: Oj wej, eine Carex!

Juncus – Gattung Binse

Trautzke-3: Binsenbult, Mai 2021

Binsen sind die namensgebende Gattung in der Familie der Binsengewächse (Juncaceae) – eine andere Gattung ist die Hainsimse (Luzula). In Mitteleuropa gedeihen etwas 20 Binsen-Arten, hauptsächlich auf Feuchtwiesen, in Sümpfen und Mooren (vgl. Lüder 2018, 183).

In den Trautzke-Seen und Mooren finden wir die Flatter-Binse (Juncus effusus), eine der am häufigsten vorkommenden Binsen-Arten, wie auch die lateinische Bezeichnung „effusus“ (d.h. weit ausgedehnt, zerstreut, verschwenderisch, maßlos) suggeriert.

Juncus effusus (Flatter-Binse), November 2020

Mehr über Binsen und „Binsenweisheiten“ gibt´s in meinem Blogpost Moorbotanik: In die Binsen gegangen!

Gras – noch unbestimmt

Symphytum officinale – Gewöhnl. Beinwell

Eine uralte Heilpflanze, die im Sommer wunderschöne blauviolette Blüten hervorbringt. Gesammelt und (meist zu einer Salbe) verarbeitet wird vor allem im Herbst die Wurzel – anwendbar bei Prellungen, Stauchungen, Brüchen und schlecht heilenden Wunden. Aber auch zerstoßene Blätter sind als Gelenkspackungen hilfreich.
Das griechische Wort „symphyein“ bedeutet übrigens „zusammenwachsen lassen“ – wie so häufig prägt die Wirkung der Pflanze ihren Namen.
Symphytum officinale (Gewöhnlicher Beinwell) gehört zu den Raublattgewächsen (Boraginaceae) und wächst bevorzugt auf feuchten Standorten.

Stellaria media – Vogel-sternmiere

Trautzke-3: Stellaria media (Vogelmiere), Mai 2021

Am Rand des nördlichen Moorteils breitet sich Vogelmiere aus – die schmackhaften und vitaminreichen winzigen Frühlingspflänzchen halten durch ihren flächigen (und höchst üppigen) Wuchs den Boden feucht.

PotentillA palustris – Sumpf-Blutauge

Trautzke-3 ist übersät mit diesen außergewöhnlichen Schönheiten – schon von Anfang an vermutete ich, es handle sich um eine Potentilla-Art, aber ich war mir nicht sicher, welches Fingerkraut. Jedenfalls strahlen sie für mich einen ganz besonderen Zauber aus:-)
Erst als ich wenige Tage später erneut Trautzke-3 besuchte und den Zuwachs auf 5 und 7 Fiederblätter bemerkte, wusste ich es: das wird ein Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris)! Die Bezeichnung palustris kommt aus dem Lateinischen: palus = Sumpf, Pfuhl; paluster/palustris = sumpfig.
„Der wissenschaftliche Name Potentilla leitet sich von der Heilkraft einiger Arten ab (‚potentia‘ = ‚Kraft‘). So ist beispielsweise das Aufrechte Fingerkraut (Potentilla erecta) seit alters her vor allem wegen der magenschonenden Gerbstoffe ein geschätztes Heilkraut. Es wird auch Tormentill oder Blutwurz genannt“ (Lüder 2018, 361).
Zur Blütezeit im Juni/Juli werde ich Euch dann noch viel mehr über das magische Sumpf-Blutauge erzählen und auch über andere Potentilla-Arten, denn die Fingerkräuter gehören zu meinen Lieblingen:-)

Pflanzen – noch unbestimmt

Überall verteilt im Nordteil von Trautzke-3 wachsen einige Pflänzchen, die ich noch nicht bestimmen konnte – bin schon sehr gespannt, was da mal draus wird …

Moose

Neben den Gräsern gibt es noch eine ziemlich verzwickte Gruppe in der Botanik: die Moose! Aus dem Moormonitoring kenne ich natürlich bereits einige Torfmoose (Sphagnum sp.), aber grundsätzlich ist dieses Gebiet absolutes Neuland für mich. Außerdem stellte ich fest, dass ich bei Moosen mit meinen Lupen nicht sehr weit komme, also warte ich auf das Mikroskop, welches mir der BUND Brandenburg liebenswürdigerweise als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt:-)

In Trautzke-3 entdeckte ich wunderschöne Moose auf dem Wurzelteller eines umgestürzten Baumes, so zart und zerbrechlich wirkend, dabei unglaublich beständig: Frauenhaarmoos – entweder Goldenes Frauenhaarmoos (Polytrichum commune) oder Schönes bzw. Wald-Frauenhaarmoos (Polytrichum formosum).

Trautzke-3: Frauenhaarmoos, Mai 2021

Es werden noch viele Pflanzen folgen, gerade jetzt im Frühling ist es jedes Jahr wieder ein Wunder, wenn überall das frische, hell leuchtende Grün aufkommt und sich stetig ausbreitet:-)

Trautzke-3: Nordteil mit Frühlingsgrün, Mai 2021

Quellen:
Lüder, R. (2018). Grundlagen der Feldbotanik. Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen. Bern. Haupt.
Stiftung Stift Neuzelle, Hg. (2018). Atlas des Zisterzienserstifts Neuzelle. Berlin. Verlag für Berlin-Brandenburg.

Moorbotanik: Oj wej, eine Carex!

Tja, eigentlich könnte ich aufschreien: „Oj wej, ein Gras!“ Mit den Gräsern beschäftige ich mich nämlich erst seit Kurzem – wer ernsthaft Moormonitoring betreiben will, muss sich eben mit Gräsern auseinandersetzen;-) Und das ist ein weites Feld …

Seggenbult (Trautzke-Seen und Moore: Trautzke-4), Mai 2021

CAREX sp. [sp. = species; wenn man eine Grasart nicht genau bestimmen kann, fügt man dem Gattungsnamen „sp.“ an und meint damit, dass diese Art zur Gattung Carex (Segge) gehört – wenigstens eine erste Kategorisierung]: Seggen zählen zur Familie der Sauergräser (Cyperaceae), andere Gattungen der Sauergras-Familie, ebenfalls in Feuchtgebieten vorkommend, sind bspw. Simse (Scirpus) und Wollgras (Eriophorum).

„Mit über 100 Arten ist diese Gattung die weitaus größte innerhalb der Sauergräser. Ihr Name geht auf das alteuropäische Wort ’sek‘ für ’schneiden‘ zurück und bezieht sich auf die schneidend scharfen Blattränder. Dies findet sich auch im wissenschaftlichen Gattungsnamen Carex wieder. ‚Secare‘ bedeutet lateinisch ’schneiden‘, und ‚carrere‘ steht für ‚kratzen‘, so wurden diese Gräser ‚kratzendes Gestrüpp‘ genannt. Umgangssprachlich werden Seggen auch Riedgräser genannt und die Riedgrasbestände Sauerwiesen. Dies bedeutet so viel wie ‚wertloses Grünland‘ und ist auf den geringen Futterwert der Seggen zurückzuführen. Allerdings wurde das Heu der Seggenriede als Einstreu für Tiere genutzt. Die Feuchtwiesen sind entstanden, als der Mensch begann, die Feuchtwälder entlang der Bäche und Seen in Grünland zu verwandeln. Die meisten Arten gedeihen auf feuchten Standorten“ (Lüder 2018, 169).

Bei den Seggen, die ich in den Trautzke-Seen und Mooren gefunden habe, tippe ich anhand der Blüten auf Carex cespitosa, Rasen-Segge, eine typische Moor-Segge:

„Die Rasen-Segge (Carex cespitosa) bildet auf Sumpfwiesen dichte Horste. Hier sind die oberen männlichen Ährchen mit den heranreifenden Staubbeuteln zu sehen. Darunter befinden sich die weiblichen Ährchen“ (Lüder 20157, 237).

Rasen-Segge
[Quelle: Lüder 20157, 237]
Seggenbult (Trautzke-Seen und Moore: Trautzke-3), Mai 2021

Quellen:
Lüder, R. (20157). Grundkurs Pflanzenbestimmung. Wiebelsheim. Quelle & Meyer.
Lüder, R. (2018). Grundlagen der Feldbotanik. Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen. Bern. Haupt.