In Corona-Zeiten zum ersten Mal wieder ON TOUR mit dem Wohnwagen

Eigentlich wollte ich meinen kleinen Wohnwagen, das Puscherl, schon verkaufen … eigentlich! Doch nun bin ich sehr froh, dass nichts daraus geworden ist. So frei und ungebunden durch die Gegend zu fahren und dort Station zu machen, wo´s einem grad gefällt, das ist halt herrlich!

Ziel war die Region Schorfheide-Chorin – am Campingplatz Triangel in Niederfinow waren die Doggies und ich stationiert. Der kleine familiäre Campingplatz, der von einem sehr sympathischen Frauenteam geleitet wird, liegt idyllisch direkt am Finowkanal, wo man nicht nur Bootfahren, sondern auch Schwimmen kann – eine wohltuende Erfrischung an heißen Sommertagen (und glücklicherweise ohne Mücken)!

Weitere Fotos in der Galerie der Homepage des CP Triangel.

Trotz der – durch Corona bedingten – langen Campingpause entpuppte sich Speedy als „old camper“, lief fröhlich mit mir durch den Campingplatz und fand auch immer wieder neue Hundefreunde zum Spielen. Chekotee hatte hingegen mit seinen Ängsten zu kämpfen und fühlte sich eher gestresst – insofern war es überaus günstig, dass die Wohnwagenleute ihre Autos vor ihren Parzellen parken durften, wodurch eine gewisse Sicherheitsbarriere entstand, die für Chekotee spürbare Erleichterung brachte (dennoch hielt er sich – im Gegensatz zu Speedy – die meiste Zeit im Puscherl auf, wenn wir nicht grad unterwegs waren).

Puscherl + Qubo am CP Triangel, Juli 2021

Entlang des Kanals konnte ich mich botanisch wieder mal so richtig „austoben“;-) Neben Sumpf-Storchschnabel (Geranium palustre), Sumpf-Ziest (Stachys palustris), Sumpf-Weidenröschen (Epilobium palustre), Blutweiderich (Lythrum salicaria), Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) und Wasserdost (Eupatorium cannabinum) entdeckte ich die wunderschöne Schwanenblume (auch Wasserviole genannt; Butomus umbellatus).

In Niederfinow befindet sich das gewaltige Schiffshebewerk, das älteste noch arbeitende Schiffshebewerk in Deutschland – seit 1934 in Betrieb. Es gilt als geschütztes Industriedenkmal und erhielt 2007 die Auszeichnung Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland. Parallel zum bisherigen Hebewerk wird das Schiffshebewerk Niederfinow Nord, welches auch für größere Schiffe geeignet ist, errichtet. Das neue Hebewerk soll das alte spätestens 2025 ersetzen.

Schiffshebewerk Niederfinow
Quelle: Wikipedia

Am meisten freute ich mich darauf, einige Mitglieder vom Eberswalder Philosophiekreis persönlich kennenzulernen. Wegen Corona finden die Veranstaltungen des Philosophiekreises seit Längerem ONLINE statt, was mir die Gelegenheit gab, dazu zu stoßen. Die illustre Philosophie-Gruppe trifft sich zweimal monatlich jeweils Freitag Abends: Nach einem Impulsreferat zu einem bestimmten Thema finden im Plenum spannende Diskussionen statt (manchmal bis Mitternacht) – ein sehr inspirierender intellektueller Austausch in einer sehr sympathischen, respektvollen und achtsamen Gruppe.

Buchenwald Grumsin

Mit Anke machten die Doggies und ich eine schöne Wanderung im GRUMSIN, dem UNESCO-Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin. Als gebürtige Wienerin liegt es ja auf der Hand, dass ich zu Buchenwäldern eine besondere Beziehung habe – Stichwort: Wienerwald!

Der GRUMSIN war mir bereits durch die Webinar-Reihe Biodiversität im Wald namentlich bekannt und vor meiner Reise kaufte ich das reich illustrierte Buch „Grumsin – Weltnaturerbe im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin“, herausgegeben von Beate Blahy und Martin Flade, welches mir eine Fülle an Informationen lieferte.

In einem Weltnaturerbe-Wald ist es klarerweise nicht ganz so menschenleer wie bei uns im Schlaubetal, wo wir – zur Erleichterung der Doggies, v.a. Chekotee´s – normalerweise auf unseren Waldtouren niemanden treffen. Im GRUMSIN hatten wir drei Begegnungen (immerhin!), die Chekotee schon lang im Vorhinein „meldete“, indem er sich im Gebüsch versteckte, wo er verharrte, bis die „Aliens“ wieder weg waren. Speedy, der sich ja bereits am Campingplatz als überaus mutig erwies, reagierte auf fremde Wanderer ziemlich gelassen. Gewohnheitsmäßig platzierte er sich neben mich an den Wegrand, beobachtete die vorbeiziehenden Leute aber mit entspannt-fröhlicher Neugier.

Ein echter Moormonitoring-Hund

Dafür aber bot Chekotee während unseres Spaziergangs eine Überraschung, die ich höchst bemerkenswert fand: Die Doggies, Anke und ich schlenderten gemächlich über den Buchenpfad, als Chekotee plötzlich vom Weg abbog und uns in den Wald hineinführte. Da ich im Laufe unserer gemeinsamen Jahre im Artenschutzmonitoring gelernt hatte, den Hunden zu vertrauen, wenn sie „eine Fährte aufnehmen“, weil sie mir stets etwas Interessantes zeigen, ließ ich Chekotee gewähren. Selbstverständlich ist das niemals „Nachspüren“ bzw. Verfolgen eines Tieres – das ist gegen die Naturschutz-Ethik und berechtigterweise laut Bundesnaturschutzgesetz verboten (Tieren nachzuhetzen, das ist für meine Hunde tabu, stattdessen dürfen sie ja genussvoll „Scannen“, wie ich es bereits in einem früheren Blogartikel beschrieb). In der Regel finden die Hunde bei ihren ruhigen Suchaktionen Wolfspoopie oder andere Hinterlassenschaften eines Wildtieres, doch das schloss ich diesmal aus, weil es weit und breit keinerlei Spuren, nicht einmal vereinzelte Trittsiegel gab.

Umso größer war schließlich meine Verwunderung (und Begeisterung!), als Chekotee uns zu einer Senke mit einem dicht von Binsen bewachsenen Feuchtbiotop führte! Dort angekommen, warf er sich vergnügt am Rand in´s Gras und kuckte mich erwartungsvoll an, so als würde er sagen: „Nu mach mal! An die Arbeit! Moormonitoring!“

Ist es nicht erstaunlich, dass Hunde einfach durch´s Miterleben lernen, was für ihren Menschen wichtig ist?!? Seit Jahr und Tag besuchen wir Moore und ich mache dort meine (botanischen) Dokumentationen – währenddessen stehen, sitzen oder liegen die Doggies am Rand, schnüffeln und scannen vielleicht ein bissl, befinden sich aber prinzipiell im Ruhemodus. Ebenso ist es, wenn ich irgendwo anders unterwegs Pflanzen bestimme und natürlich auch im Wolfsmonitoring – stets warten die Doggies, bis ich mit meiner Arbeit fertig bin.
Früher, in den allerersten Anfängen unserer Monitoringtouren gab ich ihnen das bekannte Signal „settle down“, doch nach wenigen Malen hatten sich diese Abläufe bereits verselbständigt (auch als die Hunde noch zu viert waren, gab es bei diesem ruhigen Abwarten nie Probleme). Tatsächlich folgt die „Belohnung“ ja direkt danach: weiter geht´s, auf zu neuen Abenteuern! Es zahlt sich also aus, bei der Hundeerziehung „funktionale Verstärker“ einzusetzen (in diesem Fall neben Bewegung in erster Linie „Seeking“, also spannendes Umwelterkundungsverhalten).

Zainhammermühle

Eberswalde ist ein angenehmes Städtchen, denn – nomen est omen – es gibt mittendrin und rundherum jede Menge Wald und auch der Verkehr hält sich in Grenzen, wodurch es nicht übermäßig laut ist. Sogar Chekotee traute sich gemeinsam mit Speedy in die Eberswalder Gassen – zwar nur kurz, aber doch!!

Gemeinsam mit Anke war ich von Dennis und Janine in die Zainhammermühle eingeladen worden, wo wir eine Führung durch die Mühle erhielten. Der Eberswalder Verein Die Mühle e.V., der sich die Förderung von Kunst und Kultur sowie die Erhaltung des Denkmals Zainhammermühle zum Ziel gesetzt hat, kaufte 2008 das denkmalgeschützte Mühlengebäude und saniert es seither liebevoll. Die Mühle wird als Werkstatt für Künstlerinnen und Künstler, Galerie, Theater- und Konzertsaal genutzt, zudem werden Lesungen und Kunstkurse geboten. Das Veranstaltungsprogramm der Mühle ist breit gefächert – ein Besuch lohnt sich allemal! Auch der Philosophiekreis trifft sich in der Zainhammermühle.

Zainhammermühle (Foto: Günter Rinnhofer)

Janine ist ebenfalls Österreicherin – wir beide verwirrten und amüsierten die anderen mit typisch österreichischen bzw. wienerischen Ausdrücken, welche die Deutschen nicht verstehen, schon gar nicht artikulieren können;-)
Weil wir uns alle so gut unterhielten, beschlossen wir, in einer Eberswalder Pizzeria zu Abend zu essen – als Abrundung eines beschwingten, inspirierten und fröhlichen Tages!

Miau, miau, hörst du mich schreien

Anderentags besuchte ich Matthias, seine Frau Sarah und deren zweijähriges entzückendes Söhnchen Falk in ihrem mitten im Wald liegenden idyllischen Gartenhaus bei Niederfinow. Es waren auch noch weitere Freunde des Hauses da, wodurch sich angeregte Gespräche entwickelten. Beim Grillen am Lagerfeuer sangen wir allerlei Lieder, vorwiegend Kanons, wobei der Katzenkanon bei mir für die darauffolgenden Tage und Nächte zum Ohrwurm wurde;-)

Miau, miau, hörst du mich schreien?
Miau, miau, ich will dich freien.
Folgst du mir aus den Gemächern,
Singen wir hoch auf den Dächern.
Miau, komm geliebte Katze,
Miau, reich mir deine Tatze.
Blumberger Mühle

Im NABU-Naturerlebniszentrum Blumberger Mühle hatte ich eine Verabredung mit der Botanikerin Lea Luthardt, die mich netterweise durch die schön angelegte, facettenreiche Naturerlebnislandschaft begleitete und mich über die vielfältigen Aktivitäten des Zentrums informierte.
Den Namen „Blumberger Mühle“ hat das Gebäude vom Müller Martin Blumberg, der an dem kleinen Flüsschen Welse um 1700 eine Wassermühle als Mahl- und Schneidmühle bewirtschaftet hatte. Inzwischen kann man jetzt gerade noch die Grundmauern der alten Mühle zwischen den Blumberger Teichen finden. So bekam das 1997 neu eröffnete Informationszentrum des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin den Namen der alten Mühle.

Entworfen und gebaut wurde das Haus durch den Architekten Bernd Kühn. Dieser hatte die Idee einen großen hohlen Baumstumpf zu errichten. Er symbolisiert den Kreislauf Lebens – aus Altem entsteht Neues.

Blumberger Mühle
Quelle: Blumberger Mühle. Eine Begleitbroschüre zum NABU-Informationszentrum Blumberger Mühle. Angermünde 1997, S. 11
Naturerlebnislandschaft Blumberger Mühle
Quelle: Folder NABU-Naturerlebniszentrum Blumberger Mühle/Hauptinformationszentrum & Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin
Ökodorf Brodowin

Das Ökodorf Brodowin hatte ich bereits während meiner mehrmonatigen Wohnwagen-Reise durch Brandenburg im Jahr 2018 besucht und wusste deshalb, dass sich ein „Abstecher“ dorthin auf jeden Fall lohnt. Der Hofladen ist ja – berechtigterweise – weit über die Grenzen hinaus bekannt. „Landwirtschaft in Brodowin heißt Arbeiten mit der Natur. Wir bekennen uns zum biologisch-dynamischen Landbau. Unsere Arbeit ist ein Kreislauf aus Boden, Pflanze, Tier und Mensch. Durch systematische Fruchtwechsel und gezielte Gründüngung versuchen wir, dem Boden zurückzugeben, was wir ihm entnommen haben“ (Brodowin-Website).
Bewunderns- und nachahmenswert finde ich die von den Dorfbewohner*innen gemeinsam entwickelte Initiative, den Landwirtschaftsbetrieb „Ökodorf Brodowin“ als Bio-Betrieb nach Demeter-Richtlinien zu gründen – für die Natur UND für die Menschen! Der Verein Ökodorf Brodowin e.V. wurde 1991 ins Leben gerufen und hat laut Satzung das Ziel, die ökologische Landwirtschaft, den Naturschutz, den Tourismus und das Dorfleben zu fördern. Bei Hofführungen kann man den Demeter-Betrieb kennenlernen und rund um Brodowin lädt die herrliche Landschaft zum Wandern ein.

Wandern rund um Brodowin - Karte
Quelle: Wandern rund um Brodowin, S. 2

Direkt neben Brodowin erstreckt sich das Naturschutzgebiet Plagefenn, eines der Moore im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Der Weg von Brodowin Richtung Plagefenn durch den Wald war gesäumt von Seifenkraut (Saponaria vulgaris), welches im Sonnenlicht, das durch die Bäume schimmerte, in überirdisch strahlendem Weiß leuchtete.

Über das Plagefenn berichte ich im nächsten Blog-Artikel.

Plagefenn-Wildnis, Juli 2021

Bei all den vielen neuen Abenteuern braucht man verständlicherweise zwischendurch auch mal Erholungspausen: Ich entspannte mich mit Schwimmen im Kanal und Chillen auf unserem lauschigen Campingplätzchen (und Eis!), die Doggies machten ihr Nickerchen im Wohnwagen. Während Speedy sich im Bett ausbreitete, rollte sich Chekotee am kühlen Boden zusammen, doch wenn es Speedy zu warm in der „fahrenden Hundehütte“ wurde, machte er es sich draußen auf der Wiese gemütlich, dafür hatte Chekotee dann das Wohnwagen-Bett ganz für sich allein;-)

Ende August bin ich wieder für eine Woche dort und freue mich schon auf neue Entdeckungen und Begegnungen:-)


QUELLEN
Blahy, B. & Flade, M. (2017). Grumsin – Weltnaturerbe im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (= Alte Buchenwälder Deutschlands, Bd. 3). Rangsdorf. Natur+Text GmbH.
Wandern rund um Brodowin, hg. v. Ökodorf Brodowin e.V. (2019).