Neue Pflegehunde?!

Der allgegenwärtige Stress für Tiere in Tierheimen

In jedem noch so gut geführten Tierheim sind die dortigen Tiere ziemlichem Stress ausgesetzt. Neben dem Lärm durch Hundegebell und Hundegekläffe herrscht ein ständiges Kommen und Gehen: mal wird gefüttert, mal werden Gehege und Ausläufe gereinigt, mal werden Hunde von ihren Gassigänger*innen abgeholt und wieder zurückgebracht, mal ist tierärztliche Untersuchung, mal schauen Interessierte vorbei … die Tiere kommen kaum zur Ruhe.

Große Aufregung im Außenbereich des Tierheims, durch vielstimmiges lautes Bellen und Kläffen angezeigt: Kyrill stakst ziemlich ratlos am Zaun hin und her und Suri kommt vom hinteren Auslaufbereich nach vorne zum Zaun getrabt, um zu checken, was los ist. Vor lauter Hektik startet Kyrill wieder mit seinem Laufen im Kreis. Die Youngsterboys Speedy und Chekotee halten sich abseits, auch sie fühlen sich durch den Lärm und die allgemeine Erregung unwohl.

Auch vor Besuchshunden macht der Stress nicht Halt: Speedy will sich grad nahe der am Zaun wachenden Suri hinlegen, als ihn etwas irritiert, weshalb er sich wieder aufrichtet und witternd die Umgebung scannt. Suri hält weiter Wache und Kyrill stellt sich am Zaun auf die Hinterpfoten, um alles besser beobachten zu können.

Ältere und kranke Hunde wie Suri und Kyrill leiden ganz besonders unter diesem allgegenwärtigen Stress. Bereits seit geraumer Zeit leben diese Hunde offenbar in einem massiven Stresszustand, welcher sich durch die Tierheim-Atmosphäre nur noch mehr verschlimmert hatte. Der permanent überhöhte Erregungslevel führt zu Unruhe, Anspannung, Aufgeregtheit, Hyperaktivität, verminderter Konzentrationsfähigkeit, mangelnder Impulskontrolle, geringer Frustrationstoleranz, gesteigerter Reaktivität bis hin zu Stereotypien und/oder exzessivem Zwangsverhalten.

Immer wieder gibt es Aufregung im Tierheim: Kyrill rennt am Zaun auf und ab oder er läuft beim Eingang dauernd im Kreis und Suri kommt, selbst wenn sie gerade „ruht“, bei der geringsten Kleinigkeit zum Zaun gerannt, um nach dem Rechten zu sehen. Bei sanftem Kraulen und beruhigenden Worten braucht sie einigermaßen lang, bis sie überhaupt registriert, dass es neben ihrer Aufgeregtheit auch etwas anderes gibt.
Was leider nicht mehr auf dem Video zu sehen ist, weil ich die Kamera weglegen musste, um beide Hände frei zu haben: Nachdem Suri sich mir zugewandt hatte, war sie zunächst irritiert, aber dann steckte sie ihren Kopf unter meinen Arm und ließ sich eine Weile zärtlich von mir knuddeln – das war ein wundervoller Moment:-)

Aufgrund der Aufregung rundum und ihrer eigenen inneren Aufgeregtheit können die Tierheimhunde nicht einmal in Ruhephasen wirklich entspannen. Eben deshalb führte ich vom ersten Tag an sog. „Chill-out“-Momente ein, damit Suri und Kyrill mit der Zeit lernen, aus ihrer ständigen Übererregtheit auch mal runterzufahren (meine Hunde kennen das bestens: wenn ich mich hinsetze und etwas lese oder auch nichts tue, dann ist Ruhezeit – wer will, kann natürlich zu mir kuscheln kommen).
Obwohl sich die beiden Tierheim-Schäfis relativ rasch an unser Ruhe-Ritual gewöhnt hatten und es mit jedem Mal immer lieber annehmen, sind sie dennoch in Alarmstimmung und scannen (wie auch Speedy und Chekotee) in allen Richtungen nach unliebsamen „Überraschungen“ – im Video (unten) ist dies deutlich zu sehen. Kyrill, der als einziger noch länger ruhelos vor dem Zaun steht, schafft es schließlich doch, sich hinzulegen, aber typischerweise direkt vor der Eingangstür. Suri macht ein kurzes nettes „Check-in“ bei Kyrill, trinkt einen Schluck Wasser, kommt dann zurück und legt sich wieder auf den kühlenden Erdboden.

Eigentlich ist grad unsere Ruhephase und alle Hunde – außer Kyrill – liegen, während ich gemütlich auf einem Baumstamm sitze. Doch das Abschalten und Chillen fällt im Tierheim nicht nur den dortigen Hunden, sondern ebenso uns Besuchern schwer.

Die vielen „Chill-out“-Wiederholungen wurden bald zu fixen Ritualen unserer Besuchsstunden: die Hunde konnten immer tiefer und länger entspannen, schließlich schliefen sie während der Ruhephasen sogar ein [dazu mehr im nächsten Blogartikel].

Trotzdem Entspannungs- und Ruheübungen einen wesentlichen und auch höchst wertvollen Teil der Arbeit mit Tierheimhunden bilden, steht man immer noch vor einem Berg (oder gar Gebirge) an weiteren Baustellen, v.a. bei solchen Tierheimhunden, die – wie Suri und Kyrill – bereits Verhaltensauffälligkeiten, um nicht zu sagen Verhaltensstörungen zeigen, z.B. Kyrill´s stereotypes „Im-Kreis-Laufen“. Suri wiederum betreibt zwanghaft-exzessives Ballspiel, gepaart mit ebenso zwanghaft-exzessivem Bekauen und Verscharren des Balls (oder jeglichen anderen Spielzeugs, dessen sie habhaft wird). [Zu Stereotypien und Zwangsverhalten mehr im folgenden Blogartikel.]

Neue Pflegehunde?!

Mehr über die beiden Schäferhunde Kyrill und Suri, die im Tierheim am See in Eisenhüttenstadt vergeblich auf ein Zuhause warteten – bis sie einen Pflegeplatz bei mir im Verein Schlaubetal-Caniden e.V. erhielten …

Info zu Kyrill

Kyrill ist ein 8-jähriger Schäferhund, dem bereits als Welpe die Rute kupiert wurde – eine grauenhafte Unsitte, die glücklicherweise in Deutschland nach § 6 Abs. 1 Satz 1 des Tierschutzgesetzes seit 1998 verboten ist (das Kupieren der Ohren wurde übrigens bereits 1986 untersagt).

Kyrill beim Wasserschlabbern: wegen der kupierten Rute entsteht tatsächlich ein unproportionaler Eindruck, aber da er es nicht anders kennt, wedelt Kyrill auch mit seinem Ruten-Stummel, wenn ihm danach ist;-)

Unter dem operativen Eingriff „Kupieren“ versteht man die Kürzung der Ohrmuscheln bzw. der Rute eines Hundes. Solche Verstümmelungen waren früher bei bestimmten Rassen (z.B. Dobermann, Boxer, Doggen, Schnauzer, Pinscher) sogar durch Rassestandards gefordert. Ein „Schönheitsideal“ mit fatalen Folgen für die Tiere. Nicht nur ist der Eingriff ziemlich schmerzhaft und kann möglicherweise zu chronischen Gesundheitseinschränkungen führen, sondern die Hunde werden eines wesentlichen Ausdrucksmittels beraubt, was Kommunikationsprobleme mit Artgenossen und auch Verhaltensstörungen zur Folge haben kann.
Ausnahmen vom Kupierverbot sind einzig und allein aus medizinischer Indikation zulässig (z.B. schwerste Verletzungen oder auch Tumore an den betroffenen Körperteilen). Und bei jagdlich eingesetzten Hunden darf zumindest die Rute kupiert werden – wen wundert´s?! Bei der Jagd finden sich generell diverse Absurditäten …
Vielleicht war Kyrill ja mal ein solcher Jagdhund – jedenfalls ist er der fixen Meinung, dass Katzen Jagdbeute sind. Da steht uns noch einiges an Arbeit bevor! Zu solch einer Harmonie mit Katzen wie bei Chekotee wird´s bei Kyrill wohl nie kommen.

Chekotee und Fralie – die große Liebe!

Kyrill ist leider ein Hospizfall: chronische Bauchspeicheldrüsen-Insuffizienz. Deshalb ist der Arme auch so abgemagert und hat ganz stumpfes, struppiges Fell. Er braucht sein spezielles Diätfutter (+ Enzymmischung) auf fünf kleine Mahlzeiten täglich verteilt, dazu noch Medikamente und alle paar Wochen eine Injektion mit Vitamin B-12 (eklatanter B-12-Mangel ist typisch bei Pankreasinsuffizienz) – regelmäßig muss er auch zur Blutabnahme.

Kyrill liegt und schläft – seine schlechte körperliche Verfassung springt ins Auge!

Zu allem Übel besteht bei Kyrill Verdacht auf Lymphom – bestätigt sich dieser, ist das natürlich niederschmetternd. Doch umso mehr braucht er ein Zuhause, wo auf seine Bedürfnisse geachtet wird und wo er Ruhe und Geborgenheit findet, denn die Sonderbetreuung von schwer kranken Hunden kann auch das beste Tierheimpersonal aus Zeitmangel nicht bewerkstelligen. Noch dazu sind kranke und alte Hunde durch die Unterbringung im Tierheim – mit seinem ständigen Lärm, dem Kommen&Gehen von Besucher*innen und den wechselnden Pfleger*innen etc. – extrem gestresst, was sich überaus negativ auf ihre Krankheit und seelische Verfassung auswirkt.

Info zu Suri

Suri ist, wie Kyrill, gleichfalls 8 Jahre alt. Sie leidet an Hüftgelenksarthrose in fortgeschrittenem Stadium, weshalb es beim Gehen und Laufen immer wieder zum Nachschleifen der Hinterbeine kommt (insbes. das linke Hinterbein ist bereits deutlich von Lahmheit betroffen).

Suri liegt beim Tor des großen Auslaufes, den sie mit Kyrill bewohnt. Die Hitze setzt ihr zu und sie braucht etwas Erholung, aber wirklich entspannt ist sie nicht: mit den Augen beobachtet sie alles, was sich vor ihr abspielt, gleichzeitig checken die Ohren alles, was seitlich und hinter ihr passiert. Sie ist allzeit bereit, nach dem Rechten zu sehen …

Suri braucht dringend Physiotherapie und auch spezifisches, individuell auf sie abgestimmtes Bewegungstraining, wie ich es bspw. als Handicap-Dogging in meinem Verein Schlaubetal-Caniden e.V. anbiete. Es handelt sich dabei um ein Fit&Fun-Programm, welches ich bereits in Österreich für meinen damaligen Verein Helping Dogs entwickelt hatte und sowohl Menschen als auch Hunden mit Handicaps erlaubt, Hundesport zu betreiben. Hier wird Mobilitätstraining (mit und ohne Geräte) in Slow Motion ausgeführt, d.h. langsam und konzentriert, ohne Leistungs- und Zeitdruck. Durch diese behutsame Gymnastizierung verbessern sich Körperwahrnehmung, Stabilisation, Gangbild, Koordination und Kraft – letztlich fördert Handicap-Dogging eben nicht nur die körperliche Beweglichkeit, sondern gleichwohl kognitive Leistungsfähigkeit und psychisches Wohlbefinden.

Im Tierheim hat Suri die „Aufpasser“-Rolle übernommen – irgendwer muss es ja tun, denn in einem Tierheim ist immer was los … das runde Porträtfoto ganz oben zeigt die hübsche Hundedame zwar in Liegeposition, jedoch von Entspannung kann keine Rede sein: wie in der Fotobeschreibung dargestellt, ist sie stets auf der Hut, ob es irgendwo irgendetwas für sie zu „(be)arbeiten“ gibt …
Und auch Kyrill kommt kaum zur Ruhe: wenn er nicht grad am Zaun steht und kuckt, rennt er alarmiert mal da- und mal dorthin oder er läuft völlig entnervt Runde um Runde im Kreis … selbst bei gut geführten Tierheimen (wie im Tierheim am See) ist der allgegenwärtige Stress für die Tiere unfassbar hoch!

Stress ist im Tierheim allgegenwärtig: Obwohl zurzeit grad Hitzewelle herrscht und jeder (egal ob Mensch oder Tier) den Tag am liebsten im kühlen Wasserbad „verschlafen“ möchte, ist bei Suri und Kyrill an Ruhe und Entspannung nicht zu denken. Es passiert immer wieder irgendetwas, sodass die Hunde quasi permanent in Alarmbereitschaft sind, um jederzeit alles „checken“ zu können. Das ist sicherlich nicht gesund – der erhöhte Stresslevel steigert die allgemeine Erregung und Nervosität der Hunde: Suri wurde in die „Aufpasser-Rolle“ katapultiert und der abgemagerte Kyrill zeigt mit seinem Im-Kreis-Laufen bereits stereotypes Verhalten.

Neue Pflegehunde?!

Mehrhundehaltung ist wohl die artgerechteste Lebensform für Haushunde. Doch es reicht nicht, willkürlich Hunde zusammenzubringen und darauf zu hoffen, sie würden sich schon irgendwie arrangieren. Die Integration eines neuen Hundes in eine bereits bestehende vierbeinige Lebensgemeinschaft erfordert Einfühlungsvermögen, Erfahrung und fundierte kynologische Kenntnisse, allem voran das „Lesen“ der Hunde. Nur dann ist eine realistische Abschätzung über Sinn bzw. Unsinn der Aufnahme von neuen Hunden möglich.

Besuch im Tierheim am See, 29. Juli 2020

„Liebe auf den ersten Blick“ sieht zwar anders aus, doch darum geht es auch gar nicht beim Kennenlernen … noch dazu war bei der Konstellation „intakter Rüde [Kyrill] vs. kastrierter Rüde, der intakte Rüden nicht leiden kann [Chekotee]“ vorerst nicht einmal gegenseitige Akzeptanz zu erwarten. Also mussten die beiden (zumindest anfangs) Maulkörbe tragen – Sicherheit geht eben vor.

Der 8-jährige – aus früherem ModeUNsinn kupierte – Kyrill, wegen chronischer Bauchspeicheldrüsenerkrankung ziemlich abgemagert, trug seinen Maulkorb eher gelassen als notwendiges Übel.

Chekotee hingegen, mein 5-jähriger „Draufgänger mit Angsthintergrund“, fühlte sich durch die laute Tierheim-Situation – noch dazu in Kombination mit dem (an sich bekannten) Maulkorb – so eingeschüchtert, dass er nur weg wollte.

Wenn Chekotee stark überfordert und geängstigt ist, sucht er stets bei mir Sicherheit und Schutz, denn er weiß, er kann sich darauf verlassen, dass ich ihm beistehe und ihm Unangenehmes „vom Leib halte“ – so wie ich Kyrill hier durch ein Handzeichen auf Abstand hielt.

Kyrill akzeptierte mein Signal, wich Chekotee aus und kam ihm in dieser Situation nicht mehr zu nahe. Für mich war das ein wesentlicher Hinweis darauf, dass Kyrill kommunizieren KANN und WILL – gute Voraussetzungen für eine Integration!

Erstes Kennenlernen zwischen Kyrill & Chekotee im Tierheim-Areal – und mit Maulkorb;-(
Video: Ute Schwetschke

Wie am Schluss des Videos zu sehen ist, blieb Suri (Kyrill´s Schäferhund-Freundin) völlig unbeeindruckt von unseren Interaktionen liegen, ihre Aufmerksamkeit war vielmehr nach hinten zu den Hunden im Nachbargehege gerichtet …

Die achtjährige Suri leidet an schwerer Hüftgelenksarthrose und an der Hitzewelle, welche zurzeit herrscht. Nur beim Zerrspiel erwachen ihre Lebensgeister: hier im Tierheim mangels eines passenden Spielzeugs bloß ein Stock.
Im Video ist außerdem zu erkennen, dass ihre Zähne nahezu komplett abgeschabt sind – ein Phänomen, welches wir im Tierschutz häufig bei Kettenhunden erleben. Suri kaut grundsätzlich auf allem gern herum, auch auf Steinen; daher werden wohl oder übel ihre abgeschliffenen Zähne stammen.

Trotz hochsommerlicher Hitze ist Suri für ein Zerrspiel immer zu haben!
Video: Mirjam Silber
Hört Suri auf ihren Namen?
Video: Mirjam Silber

Beim Zerrspiel mit Suri im Tierheim testete ich wiederholt, ob sie auf ihren Namen hört: In Spielpausen rief ich freundlich und einladend „Suri“ – jedesmal reagierte sie prompt und kam sofort zu mir. Ein gutes Zeichen für die Integration in einen Mehrhundehaushalt!

Neue Pflegehunde?

Suri und Kyrill aus dem Tierheim am See warten auf einen Dauerpflegeplatz …

Alles begann mit einem VIDEO

… von dem ich so berührt und begeistert war, dass ich folgenden Kommentar dazu schrieb:

Hallo, vielleicht kann ich helfen, ich möchte als Pflegehunde eben solche „ungewollten“ Hundesenioren aufnehmen, ihnen einen schönen Lebensabend schenken, sie rehabilitativ (Mobility, TellingtonTouch) und wenn´s dann soweit ist ebenso palliativ betreuen.

Voraussetzung ist natürlich, dass sich Suri und Kyrill mit den bereits bei Schlaubetal-Caniden e.V. lebenden beiden Hunden Speedy und Chekotee vertragen. Dafür wird zurzeit behutsames Kennenlernen durchgeführt – diese Blog-Serie „Neue Pflegehunde“ berichtet über unsere Fortschritte …


Der nächste Beitrag Neue Pflegehunde 2 beschreibt das allererste „Date“ zwischen Speedy & Chekotee und Suri & Kyrill.

Besucht doch auch meinen Kanal auf Youtube:

Mirjam Silber

über Likes, Kommentare und Follower freue ich mich natürlich!

Hundehospiz bei Schlaubetal-Caniden e.V.

Alte und kranke Hunde aus dem Tierschutz finden bei Schlaubetal-Caniden e.V. rehabilitative und palliative Pflegestellen.

Mein Herz schlägt ganz besonders für alte Hunde. Natürlich für alle Tiere, aber mit den Senioren fühle ich mich eben in besonderer Weise verbunden. Vielleicht weil ich durch meine Körperbehinderung am eigenen Leib spüre, was es heißt, beeinträchtigt zu sein … schließlich es ist nun mal der Lauf des Lebens, dass Altern mehr oder weniger Einschränkungen mit sich bringt – auch bei Tieren.
Andererseits kommt mit dem Alter aber gleichwohl Ruhe, Zufriedenheit, Weisheit und innere Bereicherung – bei einer mehr, beim anderen halt weniger;-)

Für mich ist es ein sehr kostbares Geschenk, einen Hund bis ins hohe Alter begleiten zu dürfen, dabei entsteht eine unbeschreiblich innige Verbundenheit, auch wenn einem der Abschied jedesmal das Herz zerreißt. Aber wenn man ein so großes Herz hat wie ich, dann ist darin viel Platz für viele „graue Schnauzen“:-)

Selbstverständlich betreue ich weiterhin Angst- und Deprivationshunde, jedoch soll mein kleines Hundeheim hier im Verein Schlaubetal-Caniden e.V. in erster Linie ein Hundeseniorenheim sein – noch dazu gelten im Tierschutz alte Hund in der Regel als kaum bis gar nicht vermittelbar, leiden aber meistens umso mehr unter den stressigen Bedingungen, die ein Tierheim im Allgemeinen mit sich bringt.

Mein Verein steht in Austausch und Kooperation mit dem Tierheim am See in Eisenhüttenstadt – dort warten momentan zwei Hundesenioren darauf, in ihre Pflegestelle bei Schlaubetal-Caniden e.V. zu ziehen …

Pflegekätzchen – „Kastrationsmarathon“

Der erste Schritt (eigentlich: Schnitt) in die große weite Welt …

Nachtrag zum Januar 2020

Aus Tierschutzgründen werden Freigänger-Katzen selbstverständlich kastriert – deshalb gab es am 23. Januar 2020 in der Tierarztpraxis Steinsdorf quasi einen „Kastrationsmarathon“: alle vier Kitten wurden an diesem Tag kastriert und haben die Operationen bestens überstanden, nur Deegie war – wie Frau Dr.in Göritz-Kamisch berichtete – besonders taumelig, aber sie ist halt „unser Sensibelchen“ (wahrscheinlich war sie es auch, die in der darauffolgenden Nacht erbrochen hat).
Als die Kätzchen zuhause nach einigen Stunden wieder „richtig“ munter wurden, taten sie etwas höchst Skurriles: mit ihren Pfötchen plantschten sie so arg in den Wasserschüsseln (ihren eigenen und denen der Hunde) herum, dass sie weitläufige Überschwemmungen im Haus verursachten! Dabei hatten sie sowas noch nie gemacht! Doch sie waren wie besessen!! Und wollten keineswegs trinken, sondern bloß Wasser spritzen!! Als es mir schließlich zu bunt (sprich: zu nass!) wurde, leerte ich alle Schüsseln aus und verbarg sie im Abstellraum (natürlich bot ich im Laufe des Tages allen Tieren immer wieder mal Wasser zum Trinken an, doch jedes Mal, wenn ich den Kätzchen ein Schüsselchen Wasser hinstellte, fingen sie sofort wieder mit Plantschen an – ich dachte in meiner Verzweiflung schon, ob sie bei der Narkose Lachgas bekommen hätten, weil sie sich dermaßen „lustig“ anstellten).
Am Tag danach war der Spuk vorbei (keine Herumplantschereien mehr – die Wasserschüsseln blieben bis auf „normales“ Trinken unberührt)! Und die Kätzchen waren wie gewohnt munter, verspielt und verschmust!

Ayla ist in wenigen Tagen auch an der Reihe und wenn sie sich erholt hat, dürfen alle Katzen denn endlich in die schon lang ersehnte Freiheit:
Ruf der Wildnis;-)

Wir bedanken uns von ganzem Herzen
bei der Tierarztpraxis Steinsdorf für das Sponsoring der Kastration einer kleinen Katze (Deegie)!

Pflegekätzchen – 6 Monate

Inzwischen sind die Kitten alle kastriert und Ayla ist demnächst dran …

Gel Mirjam, wenn wir dann kastriert sind, dürfen wir endlich raus?!

Nachtrag vom Januar 2020

Die Kitten sind nunmehr ein halbes Jahr alt und fast so groß bzw. sogar größer als ihre Mami Ayla!

Jedes Kätzchen hat seine eigene Persönlichkeit:

DEEGIE ist und bleibt unser „Sensibelchen“: zwar sehr selbständig und abenteuerlustig, aber keine Nerven, eben höchst empfindsam;-)

FRALIE ist eine richtige Schmusekatze geworden und ich bin ihr „Rund-um-die-Uhr-Liebesobjekt“;-)

TULIE ruht total in sich und lässt sich durch so gut wie gar nichts aus der Fassung bringen – nicht einmal durch Gizmo;-)

Und unser einziger Junge, WYMEZ, ist ein närrischer Wirbelwind, der ständig Schabernack im Kopf hat und dem nichts schnell genug geht, was er prontissimo mit lautstarkem Miauen kundtut;-)

Alle lieben es natürlich, bei mir zu sein, v.a. am Schreibtisch (und auf dem Laptop)! Kuscheln mit Mirjam ist das Non-plus-ultra:-)

Wenn ich mir´s mit meinen Studienunterlagen auf dem Sofa gemütlich mache, sind sofort die Samtpfötchen zur Stelle, denn Lernen und Lesen ist ja Kuschelzeit!
Während ich mir hingegen mit dem Lernstoff das Hirn zermartere, lernen die Kätzchen „im Schlaf“;-)

Deegie lernt im Schlaf;-)

Obwohl die Katzenkinder schon so groß sind, kommt es doch noch hie und da vor, dass sie bei ihrer Mami Ayla „andocken“ – echt köstlich:-)
Aber da bei Ayla keine Milchdrüsen mehr spürbar sind, nehme ich an, dass faktisch kaum noch Milch rauskommt, sondern es sich um Momente von Zärtlichkeit und Geborgenheit handelt, die nicht nur die Kleinen, sondern auch die Großen genießen:-)

Pflegekätzchen – 4 Monate

Die Vorbereitungen für die Vereinsgründung waren höchst arbeitsintensiv, daher vergingen seit dem letzten Blog-Eintrag mehrere Wochen. Mittlerweile sind es keine Babykätzchen mehr, sondern muntere und kecke „Jungspunde“, die viel Freude, aber auch viel Arbeit machen. Obwohl die Kitten schon groß sind, lieben sie es immer noch, bei Ayla nuckelnd „anzudocken“ – und Ayla liebt es auch …

Wir sind schon groß, nuckeln aber immer noch gern bei unserer Mami!

Nachtrag zum November 2019

Obwohl die Kätzchen bereits 19 Wochen alt sind und Unmengen an Fleisch und Fisch vertilgen, werden sie immer noch von ihrer fürsorglichen Mama gestillt. Sie dürfen jederzeit, wenn sie wollen, bei ihr trinken, zudem ruft Ayla sie sogar mit lautstarkem Miauen zu sich: spätabends ist stets Nuckel-Runde angesagt und Ayla genießt es, auch wenn die großen und schweren Katzenkinder auf ihr drauf liegen;-)
Einziger Nachteil ist, dass sie, solange sie noch säugt, nicht kastriert werden kann und infolgedessen nicht hinaus darf … da aber inzwischen das ganze Haus den Katzen gehört, es sich abenteuerlich in den Bücherregalen und auf den Schränken herumklettern, lustig miteinander Fangen und mit Schokopapierkugeln Fuß- bzw. Pfotenball spielen lässt, gibt es mehr als genug Abwechslung, nicht zu vergessen: Kuscheln und Schmusen sind ja ebenso wichtige und noch dazu zeitintensive (!) Angelegenheiten;-)

Die Katzenkinder entfalten immer mehr ihre eigenen Persönlichkeiten und sind schon echte Charakterköpfe geworden:

Foto © Copyright Anja Schwetschke 2019

WYMEZ (früher Hörnchen, am Foto im Vordergrund), unser einziger Junge, ist ein frecher süßer Bengel, ein Wirbelwind, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf eine meiner Schultern springt (wenn er diese mal nicht genau trifft, nutzt er seine Krallen, um an meinem geplagten Rücken hochzukraxeln, was dann für mich nachvollziehbarerweise weniger lustig ist)! Aber danach lässt er sich – warm und flauschig um meinen Nacken gewickelt – von mir herumtragen, wobei er genussvoll an meinem Zöpfchen lutscht.

DEEGIE (früher Tigerchen, am Foto links hinter Wymez) blieb ein „Sensibelchen“ durch und durch – wenn ihr irgendwas nicht koscher erscheint (und das kommt bei ihr öfter vor), verschwindet sie sofort in einem ihrer Geheimverstecke. Doch im „normalen“ Alltag ist sie immens neugierig und verspielt. Zum Ausruhen trappelt sie immer zu mir, kuschelt sich in meinem Schoß zu einem „Katzenbällchen“ zusammen und schläft auf der Stelle ein.

FRALIE (früher Bäckchen, am Foto hinter Deegie) ist total vernarrt in mich und weicht kaum von meiner Seite – ihre Lieblingsbeschäftigung ist es, mit mir zu schmusen und dabei zu schnurren wie ein Traktor. Zwischendurch „umarmt“ sie meinen Kopf und verpasst mir „Liebesbisse“ – glücklicherweise meist bloß in mein immer noch dichtes Haar;-) Aber auch sie ist natürlich ganz schön verspielt und tobt wild mit den anderen herum.

TULIE (früher Bärli), immer schon die größte und schwärzeste von allen Kitten (nur ihre Kehle ziert ein weißer Querstreifen), ist die Unkomplizierteste. Sie erweckt den Eindruck, als wäre sie völlig autark und würde gänzlich in sich selbst ruhen. Klarerweise rennt, hüpft, rauft, spielt und kuschelt sie gern mit den anderen – eben wie jedes kleine Kätzchen, doch sie strahlt dabei eine Art Gelassenheit aus, die mich vermuten lässt, dass sie eine „weise alte Seele“ in sich trägt.
Sie hat die Angewohnheit, mir beim Ausmisten der Katzenklos zuzuschauen, was sie mit einer solchen Akribie tut, dass ich jedes Mal schmunzelnd sage: „Nu, kommst du wieder kontrollieren, ob ich auch alles ordentlich mache?!“
Jedenfalls ist sie die Einzige, bei der es zurzeit vorstellbar wäre, sie weiterzuvermitteln – ohne weiteres auch auf einen Einzelplatz: sie genügt sich selbst;-)
Jedoch in Anbetracht der Vielzahl an Katzenwürfen im heurigen Jahr erscheint es mir illusorisch, jemanden zu finden, die/der ein Kätzchen aufnimmt – aber Interessierte können mich gerne kontaktieren!
Wie erwähnt, als Tulie’s zweiter Name wäre „Sofia“ passend, nur manchmal setzt sie einen so naiven, überraschten, fragenden und zugleich indignierten Gesichtsausdruck auf, dass sie unglaublich komisch dreinschaut, wie hier auf dem Bild!

Foto © Copyright Anja Schwetschke 2019

Pflegekätzchen – 30. Tag

Nicht nur Ayla lässt sich Frischfleisch schmecken, sondern auch die Kitten probieren bereits davon, denn das viele, viele Spielen macht natürlich mega-hungrig!

Nachtrag zum August 2019

Sämtliche Fotos in diesem Blog-Beitrag: © Copyright Ute Schwetschke 2019

Ayla lässt sich das frische Fleisch schmecken, leckt sich danach das Mäulchen, um schließlich fragend zu kucken: „Und – gibt´s noch was?!“

Bäckchen und die anderen Kitten fressen zum ersten Mal Fleisch.
Bärli hat´s auch geschmeckt, doch dann bemerkt er die große Kamera und erstarrt zunächst, um danach – frohgemut sich sein Schnäuzchen ableckend – das neue Ding zu inspizieren!

Bärli wälzt sich wieder mal im (sauberen!) Kittenklo und Tigerchen wartet auf eine Gelegenheit, auch hinein zu hopsen;-)
Bäckchen im Anmarsch! Tigerchen unterwegs – hält an der Tür inne, als sie draußen die Hunde hört!
Hörnchen beim Kachelofen und gestärkt von der ersten Fleischmahlzeit!





Ein Bild sagt mehr als tausend Worte!
Bärli im Clinch mit Tigerchen, deren Miene eindeutig verspricht: „Mich kriegste nicht unter!“

Tigerchen wieder mal „in action“! Sie will hoch hinaus! Das nennt man Chuzpe!

Pflegekätzchen – 26. bis 30. Tag

Unglaublich, wie rasant die Kitten-Entwicklung vorangeht! Obzwar immer noch Winzlinge, flitzen die Kätzchen bereits durchs Zimmer, spielen Verstecken, Fangen und auch schon Auflauern …

Wir werden immer größer … und natürlich auch immer frecher!

Nachtrag vom August 2019

Nicht mal mehr Mamis Schwanz ist vor unseren Spielattacken sicher!!

Die Kleinen benutzen schon sehr brav das Katzenklo – das ging ganz automatisch, weil sie es sich von Mami Ayla abgeschaut hatten!
Überhaupt lieben sie es, dort mit simplen Alltagsgegenständen, wie Eisboxen, Schaufeln und Besen, herumzuspielen!

Bäckchen spielt liebend gern mit dem Löwen, denn bei dem wackelt der Schwanz so lustig!

Eigentlich will Ayla ja ein wenig schlafen, doch im Katzenzimmer geht´s rund!

Aber irgendwann werden auch die muntersten Kätzchen hungrig … und Ayla kann ganz behaglich ein Nickerchen machen!