Im Neuzeller Stiftsatlas finden wir u.a. eine Karte zum Gebiet Trautzke-Seen und Moore aus dem 18. Jahrhundert – damals wurden die Gewässer als der „Kleine Drauzen“ (nördlicher See) und der „Große Drauzen“ (südlicher See) bezeichnet.

[Quelle: Atlas Neuzelle 2018, 9]
Der regionale Historicus, Herr Dr. Klaus-Dieter Gansleweit, berichtet in seiner Henzendorfer Dorfchronik (Gansleweit 2020), dass beide Waldseen damals zu den verpachteten Stiftsgewässern (des Zisterzienserstifts Neuzelle) gehörten.
Im Seenregister von 1780 ist der Kleine Drauzen als „Trautzken der kleine“ eingetragen „und mit dem Hinweis versehen, dass er ‚wegen den vielen Holze mit dem Garn (Fischernetz) nicht befischet‘ werden könne“ (Gansleweit 2020, 176). „Um 1575 war der ‚Druzen Sehe‘, womit man damals zweifellos den Großen Drauzen meinte, ’so voller Holz‘, dass mehr als zwei Züge darin nicht möglich waren, und 1780 wurde er wie der Kleine Drauzen mit dem Garn nicht mehr befischt“ (Gansleweit 2020, 177).
Eine Karte aus dem Jahr 1896 zeigt, dass der Große Drauzen, der südliche See, nunmehr nach Absinken des Wasserspiegels aus zwei Gewässern besteht. Ursprünglich waren die beiden aufgespaltenen Teile des Großen Drauzen noch durch eine Schmalstelle miteinander verbunden – dieser wenige Meter breite Graben konnte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch mit dem Kahn befahren werden (vgl. Gansleweit 2020, 176f.; MLUK 2020, 15). Heute sind die beiden Gewässerteile komplett getrennt.
Außerdem blieb vom ein Jahrhundert zuvor noch „Der Kleine Drautz See und Laug“ (Gansleweit 2020, 176) genannten Kleinen Drauzen bloß ein wahrlich kleiner Tümpel im Norden des Feuchtgebiets übrig.

[Quelle: SLUB-Dresden, Neuzelle 1896]
„Ursachen für die wechselnden Verlandungs- und Seespiegelabsenkungsperioden können auch damals schon durch saisonale Defizite der klimatischen Wasserbilanz, direkte Entnahmen (Brunnen, Bewässerung) und indirekte Verluste durch höhere Verdunstung ausgelöst oder verstärkt worden sein. So hatten sicherlich die Rodung weiter Waldflächen (bis ins 18. Jh.), die darauffolgende Verheidung und stellenweise Versteppung sowie die anschließende Aufforstungen mit Nadelbäumen im 19. Jh. Auswirkungen auf die Grund- und Seewasserstände“ (MLUK 2020, 15).
Interessant ist beim Vergleich der Karten aus dem 18. und 19. Jh. zudem, dass sich zur damaligen Zeit in Henzendorf der „Dorfsee“ vom Henzendorfer See abgetrennt hatte, wie bereits in der Karte aus dem Jahr 1896 ersichtlich und ebenso eine Karte aus dem Jahr 1925 verdeutlicht.

Zur Namensgebung „Trautzke“ erläutert Herr Gansleweit: „Noch immer nicht aufgehellt ist die Etymologie des Gewässernamens, bei dem von einer aso. [altsorbischen, Anmerkung M. Silber] Grundform mit d-Anlaut auszugehen ist, vgl. mda. [mundartlich, Anmerkung M. Silber] Drauzen, 1842 der große Drautzen/der kleine Drautzen, 1742 Der Große Drautz See, 1739 bey den Drautzen, um 1575 Der Druzen Sehe. Sprachlich verwandt ist möglicherweise der bisher ebenfalls ungedeutete Flurname Die Drutzine in Klenica […]. Der offizielle Name des NSG enthält eine selten belegte Schreibvariante mit Tr-. Im Bestreben, den unverständlichen Gewässernamen zu erklären, wird er mitunter zum Numerale dreizehn (mhd. [mittelhochdeutsch, Anmerkung M. Silber] drizehen, -zen) gestellt, weil in dem hügligen Gelände mit mehreren z. T. ausgetrockneten Senken einst 13 Tümpel gelegen hätten. Aus lautlichen Gründen ist diese Erklärung jedoch abzulehnen“ (Gansleweit 2020, 178).

In seiner Dorfchronik bringt Herr Gansleweit außerdem Fotos vom Großen Drauzen aus den Jahren 2014 und 2019 mit erstaunlich hohem Wasserstand, sodass tatsächlich der Eindruck eines Sees entsteht (vgl. Gansleweit 2020, 176-178). Hingegen belegen meine Aufnahmen vom Großen Drauzen aus den Jahren 2020 und 2021, dass kaum mehr offene Wasserflächen zu sehen sind: Immer dichter werdende Röhricht- und Schilfwalle und immer üppiger wuchernde Binsen- und Seggenbulte führen uns die fortschreitende Verlandung und somit Artenverarmung des einst so vielfältigen Sees drastisch vor Augen.
Quellen:
Gansleweit, K.-D. (2020). Henzendorf und Umgebung. Zum 650-jährigen Jubiläum eines Ortsteils der Gemeinde Neuzelle. Cottbus. Regia-Co-Work.
MLUK, Hg. (2020). Managementplan für das FFH-Gebiet Trautzke-Seen und Moore. Managementplanung Natura-2000 im Land Brandenburg. Potsdam. Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg.
Stiftung Stift Neuzelle, Hg. (2018). Atlas des Zisterzienserstifts Neuzelle. Berlin. Verlag für Berlin-Brandenburg.