Manche sammeln Briefmarken – ich sammle Wolfspoopie …

Nu, tatsächlich sammle ich die gefundenen Wolfslosungen nicht ein (außer zur Nahrungsbestimmung oder es handelt sich um eine besonders frische Losung, die sich zur DNA-Analyse eignet). Die meiste Zeit geht es um Protokollieren, also Verorten, Vermessen und Fotografieren von Wolfslosungen. Und die Doggies helfen mir dabei:-)

So schön und faszinierend es auch ist, Wolfsfährten zu verfolgen, so wenig Gelegenheit bietet sich hierorts, wo es fast ausschließlich dicht mit Nadeln und Laub überzogene Waldwege gibt. Natürlich haben wir hier im und um das Schlaubetal auch sandige bzw. erdige Wegstellen, wo Pfotenabdrücke deutlich zu erkennen sind und einige Zeit sichtbar bleiben, doch häufig entpuppen sich diese Strecken als nicht lang genug, um 50 oder gar 100 Meter geschnürten Trab zu dokumentieren. Nur wenn es im Winter viel Schnee gibt, lohnt sich die Spurensuche!

Parallellaufen zweier Wölfe im geschnürten Trab - Reicherskreuzer Heide, Februar 2019

Parallellaufen zweier Wölfe im geschnürten Trab – Reicherskreuzer Heide, Februar 2019

Da die heutigen Winter hier nicht besonders schneereich sind und ich – egal zu welcher Jahreszeit – sowieso nicht überall zur gleichen Zeit sein kann, verlegte ich mich eben auf Losungen.
Was sehr spannend ist … weil diese Monitoringdaten – wie Fährten, Sichtmeldungen oder Besenderung von Wölfen etc. – wichtige Informationen über „unsere“ Wölfe, deren Familien, Reviere, Wanderungen und Nahrung liefern. Jedes Wolfspoopie ist somit ein wichtiges Puzzleteil, zusammengesetzt ergeben all diese Einzelstückchen aus dem Monitoring ein Bild von Wölfen in Deutschland, wie es von der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) jährlich in einem Status-Bericht veröffentlicht wird.
Auf der DBBW-Website finden sich u.a. Rasterzellenkarten zum Wolfsvorkommen in Deutschland und auch Karten zu Wolfsterritorien je Bundesland, welche kontinuierlich aktualisiert werden.

Zu den interaktiven DBBW-Karten der Wolfsterritorien in Deutschland, die nach Jahr und Bundesland ausgewählt werden können, geht es HIER.

Mehr Infos über Wölfe in Deutschland und insbes. Wölfe in Brandenburg gibt´s auf meiner Website.

Meine Doggies Speedy und Chekotee sind mittlerweile zu wahren Wolfspoopie-Experten geworden: Ohne dass ich es extra mit ihnen geübt hätte, zeigen sie mir jede Wolfslosung an, die sie finden. Wie kam das? Wenn ich früher ein Wolfspoopie entdeckt hatte, freute ich mich jedes Mal sehr darüber und begann mich intensiv damit zu beschäftigen (Zollstab und/oder Lineale auslegen, Losung genau „studieren“ und fotografieren). Das weckte natürlich ihr Interesse, sodass sie herkamen und nachguckten, besser gesagt: nachschnüffelten. Mit der Zeit begannen die Doggies von sich aus, mir Losungen durch Hinschnüffeln und Hingucken anzuzeigen, was von mir klarerweise ausgiebig gelobt und belohnt wurde. Dabei gab ich das größere Lob und die hochwertigere Belohnung beim „Nur-Gucken“, um dieses zu verstärken. Denn wenn Hunde zu intensiv an der Losung herumschnüffeln, kann es sein, dass diese durch Hunde-DNA „kontaminiert“ wird – und das würde jede Genetikprobe unbrauchbar machen.
Mittlerweile hat sich bereits ein individuelles Anzeigeverhalten entwickelt: Hund findet Losung, schaut kurz zu mir, setzt oder legt sich neben den Fund und wartet auf meine Aktionen – vor allem auf die Belohnung:-)

Und das ist der tolle Fund, den die beiden Doggies gemacht haben, nicht mehr sonderlich frisch, aber mit typischem Inhalt (alle Fotos sind vom März 2021). Übrigens werden bei Spuren von Tieren/Pflanzen, die streng geschützt sind, keine Ortsangaben nach außen getragen, weshalb ich auch die Fotos so zurechtgeschnitten hab, dass die Region nicht erkennbar ist. In Brandenburg erhält das LfU (Landesamt für Umwelt) die exakten Daten von allen, die am Wolfsmonitoring beteiligt sind. Daraus wird dann der jährliche Bericht zum Wolfsvorkommen in Brandenburg erstellt, welcher wiederum – wie die Berichte der anderen Bundesländer – die Grundlage für den oben erwähnten DBBW-Statusbericht über Wölfe in ganz Deutschland ist.

Zwischen Speedy und Chekotee existiert tiefe Verbundenheit und Freundschaft, daher kommt es unter ihnen nie zum Wetteifern. Wenn sie gemeinsam eine Losung gefunden haben, so teilen sie sich brüderlich ihren Erfolg:-)

Und wenn einer der beiden Doggies eine Losung gefunden hat, so hält sich der andere fairerweise im Hintergrund und überlässt seinem Kumpel den wohlverdienten Ruhm;-)

Speedy hat mitgekriegt, dass ich nicht nur über Wolfspoopie begeistert bin, sondern über jede Art von Losung. So entwickelte er sich mit der Zeit zum „Spezialisten“ für Kleintierlosungen, die mit freiem Auge in der Tat schwer zu entdecken sind.

Chekotee hingegen blieb lieber bei den Wölfen – so ein Wolfspoopie, das gibt halt was her! Mit stolzgeschwellter Brust zeigt er also seinen markanten Losungfund:

Manchmal findet Chekotee ein Poopie, von dem er ganz genau weiß, dass es nicht vom Wolf hinterlassen wurde. Unschlüssig fragt er sich selbst: „Soll ich das denn nun auch anzeigen oder nicht?“

Von welchem Tier stammt´s?

Zuletzt siegt aber doch sein „Arbeitseifer“ und mit selbstbewusster Pose verweist er auf seine Entdeckung! Rätsel-Auflösung: Es sind Kotbeeren eines Rehs.

Einmal hatten wir das Glück, dass Speedy und Chekotee jeder für sich seine eigene Losung fand – direkt nebeneinander! Das war wie ein Lotto-Gewinn! Zumindest Chekotee lacht sich ein´s, während Speedy wieder mal ganz auf „seriös“ tut;-)

Trautzke-Seen und Moore – Teil 8: Trautzke-5

Einst bildete Trautzke-5 zusammen mit Trautzke-4 den Großen Drauzen See, doch das ist schon lange her.

Großer und Kleiner Drauzen im 18. Jahrhundert
[Quelle: Atlas Neuzelle 2018, 9]
Trautzke-5
[Quelle: Maps.me]

Trautzke-5 ist fast zur Gänze mit Schilfröhricht bewachsen, also wesentlich feuchter als Trautzke-4. Der gesamte Ostrand hat mehrere offene Wasserstellen, die sich bis weit über die Mitte von Trautzke-5 hinaus ziehen. Wir haben es hier mit einer moortypischen Schwingrasendecke zu tun, die bei jedem Schritt schaukelt.

Trautzke-5: von N nach S, April 2021

Die Wasserstellen werden bevorzugt von Wildschweinen genutzt: insbesondere am SO-Rand entdeckten wir in den Suhlen auch deutliche Schwarzwild-Spuren.

Speedy wies mich ja bereits im Böschungsbereich auf die Wildschweinhaare hin und unten an der Suhle wachte er „gestrenge“ über meine improvisatorische Kennzeichnung der Spuren mittels Lipstick (hatte an diesem Tag meinen Zollstock nicht dabei und die kleinen Holzlineale, die ich sonst immer parat habe, steckten in der Tasche einer anderen Jacke). Nu, das Wichtigste ist, dass man überhaupt ein Referenzobjekt zum Größenvergleich dazulegt …

Trautzke-5: Wildschweinhaare, April 2021

Und während Speedy an der Suhle nach allen Richtungen scannt, ob nicht doch noch ein Wildschwein in der Nähe ist, behält Chekotee von der Böschung aus den Überblick;-)

Die ganze Ostseite entlang ziehen sich solche Wildschweinsuhlen und weil Trautzke-5 noch nicht so stark verlandet ist, zeigen sich dabei auch mehrere offene, wenngleich schlammige Wasserstellen.

Auf den obigen Fotos ist auch zu erkennen, dass die Oberfläche – wenn nicht von Schilfröhricht – von Seggen und Binsen in ihren typischen Bultformen bewachsen ist.

Natürlich hat auch ein röhricht- und schilfbewachsenes Moor sein Fleur, jedoch im Sinne der Artenvielfalt ist hier dringend Renaturierung nötig.

Trautzke-5: Schilf, April 2021

Quelle:
Stiftung Stift Neuzelle, Hg. (2018). Atlas des Zisterzienserstifts Neuzelle. Berlin. Verlag für Berlin-Brandenburg.