NEBELKRÄHEN in EBERSWALDE – Einleitung

Neue Blog-Serie über Nebelkrähen im Eberswalder Stadtwald.

Nach über einjähriger Blog-Pause (währenddessen sich enorm viel getan hat) gibt es nun einen Neustart mit einer Serie zu meinen Begegnungen und Erlebnissen mit Nebelkrähen (Corvus cornix) in Eberswalde.

Seit Herbst/Winter 2021 haben sich meine beiden Hunde Speedy & Chekotee und ich – behutsam, Schritt für Schritt – mit einer Schar Nebelkrähen vom Brandenburgischen Viertel in Eberswalde angefreundet. Mittlerweile werden wir bei jedem Spaziergang im Eberswalder Stadtwald von einer kleineren oder größeren Krähengruppe begleitet, wobei einige der Nebelkrähen so vertraut geworden sind, dass sie von mir – aufgrund charakteristischer Merkmale – Namen erhielten, auf die sie auch hören. Einzelne von diesen Nebelkrähen sind unsere ständigen Begleiter, was dazu geführt hat, dass mich meine Bekannten und Freund:innen nur noch „die Krähenflüsterin“ nennen.

Als langjährige Mitarbeiterin beim Wolfsmonitoring in Brandenburg verfolgte und protokollierte ich Spuren von Wölfen – eine höchst spannende Tätigkeit! Dabei war es mir aber auch vergönnt, Wölfe quasi hautnah zu erleben: Wenn ich – achtsam bei größerem Abstand im Gebüsch versteckt (schließlich heißt die ethische Prämisse: nicht-invasives Monitoring) – mit dem Fernglas Wölfe beobachtete, so erschloss sich mir die wundervolle Welt der Wolfsfamilien. Unendlich faszinierend und immer wieder aufs Neue bewegend, beeindruckend, hochinteressant und auch überraschend! Ich bin so dankbar, dass ich diese Erfahrungen machen durfte.
Mitten unter den Wölfen habe ich jedoch nicht nur viel über Wölfe gelernt, sondern ebenso über Kolkraben, denn die waren immer mit von der Partie. Also vertiefte ich mich auch in die Literatur über Corviden und wuchs langsam in die Thematik Rabenvögel hinein. An der HNEE (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde) hielt ich im Rahmen des „Tierartenseminars“ einen Vortrag zur Biologie und Ökologie des Kolkraben (Corvus corax), wozu auch ein Skript entstand, welches als Open Access zur Verfügung steht.
Seitdem ich nicht mehr im Wolfsmonitoring tätig bin, reduzierten sich naturgemäß auch meine Kolkrabenbegegnungen, doch dafür blüht nunmehr meine Freude an Rabenvögeln mit den Nebelkrähen im Eberswalder Stadtwald wieder auf.

Ich konnte viele faszinierende Verhaltensbeobachtungen machen, durfte Nebelkrähen als individuelle Persönlichkeiten kennenlernen und hatte zugleich auch echt viel Freude und Spaß mit „meinen“ Krähen.
Einige der Begegnungen habe ich bereits bei KraMobil eingetragen – KraMobil ist eine Citizen-Science-App der Universität Wien (Department für Verhaltens- und Kognitionsbiologie) und der Konrad Lorenz Forschungsstelle.

Dabei kam auch wieder die Lust am Bloggen und so entschloss ich mich, eine Serie über „meine“ Eberswalder Nebelkrähen zu gestalten. Hier sind schon mal erste Eindrücke – detaillierte Berichte (mitsamt weiteren Fotos und spannenden Videos) folgen dann in nächster Zeit laufend …

Manche sammeln Briefmarken – ich sammle Wolfspoopie …

Nu, tatsächlich sammle ich die gefundenen Wolfslosungen nicht ein (außer zur Nahrungsbestimmung oder es handelt sich um eine besonders frische Losung, die sich zur DNA-Analyse eignet). Die meiste Zeit geht es um Protokollieren, also Verorten, Vermessen und Fotografieren von Wolfslosungen. Und die Doggies helfen mir dabei:-)

So schön und faszinierend es auch ist, Wolfsfährten zu verfolgen, so wenig Gelegenheit bietet sich hierorts, wo es fast ausschließlich dicht mit Nadeln und Laub überzogene Waldwege gibt. Natürlich haben wir hier im und um das Schlaubetal auch sandige bzw. erdige Wegstellen, wo Pfotenabdrücke deutlich zu erkennen sind und einige Zeit sichtbar bleiben, doch häufig entpuppen sich diese Strecken als nicht lang genug, um 50 oder gar 100 Meter geschnürten Trab zu dokumentieren. Nur wenn es im Winter viel Schnee gibt, lohnt sich die Spurensuche!

Parallellaufen zweier Wölfe im geschnürten Trab - Reicherskreuzer Heide, Februar 2019

Parallellaufen zweier Wölfe im geschnürten Trab – Reicherskreuzer Heide, Februar 2019

Da die heutigen Winter hier nicht besonders schneereich sind und ich – egal zu welcher Jahreszeit – sowieso nicht überall zur gleichen Zeit sein kann, verlegte ich mich eben auf Losungen.
Was sehr spannend ist … weil diese Monitoringdaten – wie Fährten, Sichtmeldungen oder Besenderung von Wölfen etc. – wichtige Informationen über „unsere“ Wölfe, deren Familien, Reviere, Wanderungen und Nahrung liefern. Jedes Wolfspoopie ist somit ein wichtiges Puzzleteil, zusammengesetzt ergeben all diese Einzelstückchen aus dem Monitoring ein Bild von Wölfen in Deutschland, wie es von der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) jährlich in einem Status-Bericht veröffentlicht wird.
Auf der DBBW-Website finden sich u.a. Rasterzellenkarten zum Wolfsvorkommen in Deutschland und auch Karten zu Wolfsterritorien je Bundesland, welche kontinuierlich aktualisiert werden.

Zu den interaktiven DBBW-Karten der Wolfsterritorien in Deutschland, die nach Jahr und Bundesland ausgewählt werden können, geht es HIER.

Mehr Infos über Wölfe in Deutschland und insbes. Wölfe in Brandenburg gibt´s auf meiner Website.

Meine Doggies Speedy und Chekotee sind mittlerweile zu wahren Wolfspoopie-Experten geworden: Ohne dass ich es extra mit ihnen geübt hätte, zeigen sie mir jede Wolfslosung an, die sie finden. Wie kam das? Wenn ich früher ein Wolfspoopie entdeckt hatte, freute ich mich jedes Mal sehr darüber und begann mich intensiv damit zu beschäftigen (Zollstab und/oder Lineale auslegen, Losung genau „studieren“ und fotografieren). Das weckte natürlich ihr Interesse, sodass sie herkamen und nachguckten, besser gesagt: nachschnüffelten. Mit der Zeit begannen die Doggies von sich aus, mir Losungen durch Hinschnüffeln und Hingucken anzuzeigen, was von mir klarerweise ausgiebig gelobt und belohnt wurde. Dabei gab ich das größere Lob und die hochwertigere Belohnung beim „Nur-Gucken“, um dieses zu verstärken. Denn wenn Hunde zu intensiv an der Losung herumschnüffeln, kann es sein, dass diese durch Hunde-DNA „kontaminiert“ wird – und das würde jede Genetikprobe unbrauchbar machen.
Mittlerweile hat sich bereits ein individuelles Anzeigeverhalten entwickelt: Hund findet Losung, schaut kurz zu mir, setzt oder legt sich neben den Fund und wartet auf meine Aktionen – vor allem auf die Belohnung:-)

Und das ist der tolle Fund, den die beiden Doggies gemacht haben, nicht mehr sonderlich frisch, aber mit typischem Inhalt (alle Fotos sind vom März 2021). Übrigens werden bei Spuren von Tieren/Pflanzen, die streng geschützt sind, keine Ortsangaben nach außen getragen, weshalb ich auch die Fotos so zurechtgeschnitten hab, dass die Region nicht erkennbar ist. In Brandenburg erhält das LfU (Landesamt für Umwelt) die exakten Daten von allen, die am Wolfsmonitoring beteiligt sind. Daraus wird dann der jährliche Bericht zum Wolfsvorkommen in Brandenburg erstellt, welcher wiederum – wie die Berichte der anderen Bundesländer – die Grundlage für den oben erwähnten DBBW-Statusbericht über Wölfe in ganz Deutschland ist.

Zwischen Speedy und Chekotee existiert tiefe Verbundenheit und Freundschaft, daher kommt es unter ihnen nie zum Wetteifern. Wenn sie gemeinsam eine Losung gefunden haben, so teilen sie sich brüderlich ihren Erfolg:-)

Und wenn einer der beiden Doggies eine Losung gefunden hat, so hält sich der andere fairerweise im Hintergrund und überlässt seinem Kumpel den wohlverdienten Ruhm;-)

Speedy hat mitgekriegt, dass ich nicht nur über Wolfspoopie begeistert bin, sondern über jede Art von Losung. So entwickelte er sich mit der Zeit zum „Spezialisten“ für Kleintierlosungen, die mit freiem Auge in der Tat schwer zu entdecken sind.

Chekotee hingegen blieb lieber bei den Wölfen – so ein Wolfspoopie, das gibt halt was her! Mit stolzgeschwellter Brust zeigt er also seinen markanten Losungfund:

Manchmal findet Chekotee ein Poopie, von dem er ganz genau weiß, dass es nicht vom Wolf hinterlassen wurde. Unschlüssig fragt er sich selbst: „Soll ich das denn nun auch anzeigen oder nicht?“

Von welchem Tier stammt´s?

Zuletzt siegt aber doch sein „Arbeitseifer“ und mit selbstbewusster Pose verweist er auf seine Entdeckung! Rätsel-Auflösung: Es sind Kotbeeren eines Rehs.

Einmal hatten wir das Glück, dass Speedy und Chekotee jeder für sich seine eigene Losung fand – direkt nebeneinander! Das war wie ein Lotto-Gewinn! Zumindest Chekotee lacht sich ein´s, während Speedy wieder mal ganz auf „seriös“ tut;-)